Filmstill "Silent Love" (MDR/Marek Kozakiewicz)

Doku-Tipps zu DOK Leipzig: Festival-Lieblinge im TV & online

Der Oktober steht im Zeichen von DOK Leipzig (8.-15.10.23). Ausgewählte Festivals-Highlights sind im zeitlichen Umfeld der Veranstaltung auch im Fernsehen und der Mediathek zu entdecken, darunter „König hört auf“, „Bleib bei mir – Silent Love“ und „Rebellinnen – Fotografie. Underground. DDR.“

„Wenzel – Glaubt nie was ich singe“ (4.10.23, 22:00 Uhr, rbb + 8.10.23, 20:15 Uhr, MDR)

Bereits am 4. Oktober 2023, 22.00 Uhr, feiert „Wenzel – Glaubt nie was ich singe“ TV-Erstausstrahlung im rbb. Der Dokumentarfilm von Lew Hohmann ist ein Porträt des unkonventionellen Sängers, Musikers, Autors und Komponisten Hans-Eckardt Wenzel und feierte bei den Hofer Dokumentarfilmtagen 2022 Premiere. Zu DDR-Zeiten war Wenzel Hauptakteur des kritischen Liedertheaters „Karls Enkel“, seit der Wiedervereinigung ist der Provokateur und Poet auch in der Bundesrepublik aktiv. Zu sehen sind öffentliche Auftritte und Konzerte des „Querkopfs aus Leidenschaft“, aber auch private Momente. Zu Wort kommen neben Wenzel selbst auch Freund:innen und Kolleg:innen wie Andreas Dresen, Konstantin Wecker und Nora Guthrie.

Die MDR-Koproduktion ist im Rahmen von MDR DOK anlässlich DOK Leipzig zudem zur Primetime am 8. Oktober 2023, 20:15 Uhr, im MDR zu sehen.

„König hört auf“ (8.10.23, 22:35 Uhr, MDR)

„König hört auf“ von Tilman König lief im Deutschen Wettbewerb von DOK Leipzig 2022 und wurde mit dem Filmpreis Leipziger Ring ausgezeichnet. In dem Porträt seines Vaters, langjähriger Jugendpfarrer aus Jena und optisch mehr Alt-Hippie denn Geistlicher, lässt Tilman König den streitbaren und im besten Wortsinn unbequemen Systemkritiker Lothar König in all seinen Facetten scheinen. Er zeigt dessen unermüdlichen und entschlossenen Kampf gegen Rechts, sein Engagement für junge Geflüchtete, seinen Spagat zwischen Gemeindearbeit und Aktivismus, die Widersprüchlichkeiten im Charakter und die mit dem anstehenden Ruhestand verbundenen Herausforderungen. Der Filmemacher bleibt dabei selbst weitgehend im Hintergrund.

„Bleib bei mir – Silent Love“ (9.10.23, 00.00 Uhr, MDR)

Die feinfühlige Coming-out-Geschichte „Bleib bei mir – Silent Love“ von Marek Kozakiewicz feierte Weltpremiere beim Vision Du Réel 2022 und wurde bei DOK Leipzig 2022 mit dem MDR Film Preis ausgezeichnet. Die Koproduktion von MDR/Arte erzählt von den Schwierigkeiten, im konservativen Polen ein alternatives Familienmodell zu etablieren. Nach dem Tod ihrer Mutter muss sich die 35-jährige Aga um ihren pubertierenden Bruder Miłosz kümmern, für den sie das Sorgerecht erhalten möchte. Sie liebt Maja, aber in dem kleinen Dorf, in dem sie nun leben, ist eine lesbische Beziehung nichts, was man an die große Glocke hängt. Zu groß sind die Vorurteile, zu stark die traditionellen Rollenbilder. Können sie gegen ihre Angst und die Vorurteile und Homophobie der Dorfbewohner:innen kämpfen?

MDR-Kurzfilmnacht „Animation und Dok“ (12.10.23, ab 23:40 Uhr, MDR)

Auch der Kurzfilm findet im Programm des MDR seinen Platz. Während des Festivals zeigt der Sender am 12. Oktober 2023 ab 23.40 Uhr ausgewählte Produktionen im Spannungsfeld zwischen Animiertem und Dokumentarischem; die meisten davon als TV-Premiere. Angekündigt sind „Stadtrand“ (23.40 Uhr), „Backflip“ (0.00 Uhr; ausgezeichnet mit dem Deutschen Kurzfilmpreis 2022), „Sven nicht jetzt, wann dann …?“ (0.15 Uhr), „Rest in Piece“ (0.20 Uhr), „Land Shape #1“ (0.30 Uhr), „Winterlieb-Libawka“ (0.35 Uhr), „Shift Simmers Slips“ (1.05 Uhr) und „Fantasmia“ (1.15 Uhr).

„Rebellinnen – Fotografie. Underground. DDR.“ (18.10.23, 22.45 Uhr, rbb)

„Rebellinnen – Fotografie. Underground. DDR.“ von Pamela Meyer-Arndt war u. a. im Rennen um den Publikumspreis bei DOK Leipzig 2022 und greift nach der Dokumentation „Ost-Fotografinnen“ über Sibylle Bergemann, Helga Paris und Gundula Schulze Eldowy erneut das Sujet der Fotografie (und den weiblichen Blick) auf. Im Zentrum stehen Leben und Werk von Tina Bara, Cornelia Schleime und Gabriele Stötzer, die als junge Frauen in den 1970er und 80er Kunst machten, die ausdrückte, was sie im repressiven System der DDR fühlten. Ihre Bildsprache war stark, intim und individuell. Ihre Arbeit und die darin transportierte Haltung sorgten dafür, dass sie ins Fadenkreuz der Stasi gerieten und massiv unter Druck gesetzt wurden. 

„Zustand und Gelände“ (im kostenlosen Stream der BPB)

Die Bundeszentrale für politische Bildung (BPB) hat „Zustand und Gelände“ von Ute Adamczewski in ihrer kostenlosen Mediathek. Der dokumentarische Essay-Film wurde 2019 bei DOK Leipzig mit einer Goldenen Taube im Deutschen Wettbewerb langer Dokumentar- and Animationsfilm und dem VER.DI Preis für Solidarität, Menschlichkeit und Fairness ausgezeichnet. Ausgangspunkt sind sogenannte wilde Konzentrationslager, die beispielsweise in umfunktionierten Sport- und Versammlungshallen, Jugendherbergen oder leerstehenden Fabriken entstanden. Sie wurden von den Nationalsozialisten ab März 1933 eingerichtet, um politische Gegner:innen auszuschalten. Zusammen mit Stefan Neuberger reist Adamczewski nach Sachsen und macht sich auf Spurensuche.

„Das fortwährende Nebeneinander der Texte und Bilder, die nur in unseren Gedanken eins werden können, trifft einen auf eine besonders eindringliche Weise. Es führt einem vor Augen, was man alles nicht sieht, obwohl es doch da ist“, schreibt Sascha Westphal in seiner Kritik für epd-film. „Eine Straße ist niemals nur eine Straße, ein Gebäude nie nur ein Gebäude. Sie haben Geschichten, denen wir nachspüren müssen, wenn sich die Geschichte nicht wiederholen soll.“

Weitere Dokfilm-Highlights in der ARD Mediathek

Noch bis 24. Oktober 2023 ist „Atomkraft Forever“ von Carsten Rau in der ARD Mediathek, der im Deutschen Wettbewerb DOK Leipzig 2020 lief; bis zum 9. November 2023 „Die Ecke“ von Christa Pfafferott, das als MDR Special Screening 2022 unter großem Publikumszuspruch in Leipzig gezeigt wurde.

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Elisa Reznicek leitet die Online-Redaktion beim Haus des Dokumentarfilms und ist für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Hauses zuständig.
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