Vom 05.06. bis 12.06 laufen sieben Dokumentarfilme im Kino an: CODE DER ANGST, IM PRINZIP FAMILIE, QRT: ZEICHEN, ZOMBIE, TEQNO – EIN NEKROLOG, TEVÎ HER TIŞTÎ – TROTZ ALLEDEM, WHILE THE GREEN GRASS GROWS, DER HELSINKI EFFEKT und AN HOUR FROM THE MIDDLE OF NOWHERE.
Regie: Appolain Siewe
Kinostart: 5.6.25
Queere Menschen in Kamerun sind nicht nur sozial geächtet, sondern ihnen droht auch gesetzliche Verfolgung. 2013 wurde der Journalist und LGBTQ+-Aktivist Eric Lembembe brutal ermordet, weil er schwul war. Der Regisseur spürt diesem Verbrechen nach und recherchiert die Lebensumstände jener, die dieser massiven, gesellschaftlich tief verwurzelten Homophobie ausgesetzt sind. Fragt, welche kulturellen Einflüsse zu dieser Haltung führen, analysiert die Auswirkungen der Kolonialisierung. Und dokumentiert damit die Haltung jener, die gegen diese diffamierende Ausgrenzung ihre Stimme erheben.
Credits: „Code der Angst“. Dokumentarfilm von Appolain Siewe. Drehbuch: Appolain Siewe. Kamera: Julia Weingarten und Robert Többe. Schnitt: Nicole Fischer. Eine Produktion von EinHeitFilm Produktion. Im Verleih bei Drop-Out Cinema.
Regie: Daniel Abma
Kinostart: 5.6.25
Eine Autofahrt. Am Steuer ein Mann, im Fond fröhlich parlierende Jungen. „Wie nennt man ein helles Mammut?“ Antwort: Helmut. „Und wie nennt man einen Mann, der Geld zum Fenster rauswirft?“ Klar doch: Scheinwerfer. Angekommen in einem Haus, irgendwo im Brandenburgischen, kippt die Stimmung. Streit, Geschrei – die Eintracht des Witzerzählens ist jäh dahin. Daniel Abma porträtiert drei Sozialarbeiter, die eine Gruppe von verhaltensgestörten Jungen in einer separierten Wohngruppe begleiten. Sie, so sagen sie, seien für die Jungen nicht Ersatzeltern, eher bilden sie eine Art „soziales Konstrukt“, wollen den Jungen zeigen, „wie es funktionieren kann“. Es gehe nicht darum, den Charakter der Kinder zu verändern, sondern für sie einen Weg zu finden, eine Art „Mittelweg“, damit sie nicht überall „anecken“. Ein geschützter Raum für die Kinder soll entstehen, in dem sie sich einerseits entfalten können, aber andererseits auch ein respektvolles Miteinander lernen. Dokumentation einer beharrlichen Jugendhilfe, einzig mit dem Ziel, die Jungen wieder in ihre Familien zu entlassen.
Credits: „Im Prinzip Familie“. Dokumentarfilm von Daniel Abma. Drehbuch: Daniel Abma (Konzept). Kamera: Johannes Praus. Schnitt: Jana Dugnus. Eine Produktion von BANDENFILM Laura Klippel & Britta Strampe in Koproduktion mit RBB und in Zusammenarbeit mit Arte Deutschland TV. Im Verleih bei Camino Filmverleih.
Regie: Manuel Stettner
Kinostart: 12.6.25
„Wer tot ist, kann nicht darüber sprechen. Wer noch lebt und vom Tod spricht, weiß nicht, was er redet. Nun finden wir uns als Untote vor, das heißt, wir sind zu tot, um sprechen zu können, aber zu lebendig, unser Schweigen zu ertragen.“ Annäherung in fragmentierten Szenen an das Leben des ‚Underground-Philosophen“ QRT im Berlin der 90er-Jahre. QRT – eigentlich Markus Wolfgang Konradin Leiner, geboren 1965 in Scherzingen, gestorben 1996 in Berlin. Gespräche mit Weggefährten, die eine Ahnung geben von der Ruhelosigkeit und der zweifelnden Selbstbefragung QRTs, seiner Exzesse zwischen Techno und Drogen. Manuel Stettners Dramaturgie verweigert die klassischen dokumentarischen Narrative, ist verführt und verführt von und in ein oszillierendes Menschenbild – verschwunden und auferstanden im Sinne von QRTs Diktum einer subjektiven Zombologie. Denn: „Materie wird durch das Leben zum Medium. Zwischen toten Materieobjekten vermitteln Medien, lebende Materie ist selbst Medium. Medien sind operationale Einheiten für Kommunikationsprozesse im weitesten Sinn. Zwischen zwei kommunizierenden Einheiten liegt immer ein weiteres Medium in der Differenz, es ist die Spur, der Abstand der Kommunikation.“
Credits: „QRT: Zeichen, Zombie, Teqno - Ein Nekrolog“. Dokumentarfilm von Manuel Stettner. Kamera: Manuel Stettner. Schnitt: Manuel Stettner. Im Verleih von PARTISAN filmverleih.
Regie: Robert Krieg
Kinostart: 12.6.25
Der Film begleitet sechs Frauen in Rojava, einer autonomen Region im Norden Syriens, in ihrem alltäglichen Leben unter schwierigen Bedingungen. Eine arbeitet als Bäuerin in dem Frauendorf Jinwar, ganz in Grenznähe zur Türkei. Eine andere behauptet sich als Kunsthandwerkerin. Ob in Schulen oder Werkstätten – sie übernehmen Verantwortung. Sie ringen um Selbstbestimmung. In einer Gesellschaft, von sozialen Brüchen und Aufbrüchen geprägt, bauen sie aktiv soziale Strukturen auf – jenseits patriarchaler Gewalt und Herrschaft.
Credits: „Tevî her tiştî – Trotz alledem“. Dokumentarfilm von Robert Krieg. Kamera: Mansour Karimian. Schnitt: Hamed Mohammadi. Eine Produktion von Fürst Film in Koproduktion mit Krieg & Nolte. Im Verleih bei W-Film.
Regie: Peter Mettler
Kinostart: 12.6.25
Ein Film strukturiert wie ein Tagebuch. Im Fluss des Lebens gefasst. Mettler nimmt Abschied von seiner Mutter und seinem Vater. Persönliche Trauerarbeit einerseits. Spirituelle Suche nach Keim und Kern des Lebens andererseits. While the Green Grass Grows – das ist die lebensbefragende und -bejahende Maxime der essayistischen Erzählung – „riverrun“.
Credits: „While The Green Grass Grows“. Dokumentarfilm von Peter Mettler. Drehbuch: Peter Mettler. Kamera: Peter Mettler. Schnitt: Jordan Kawai und Peter Mettler. Eine Produktion von Grimthorpe Film und Maximage. Im Verleih bei GM Films.
Regie: Arthur Franck
Kinostart: 12.6.25
Auf der Grundlage von Archivmaterialien, erzählt von dem Schauspieler Bjarne Mädel, rekonstruiert Arthur Franck die Geschehnisse der KSZE-Verhandlungen in Helsinki 1975. Grundstein für das Ende des Kalten Kriegs‘ zwischen den Westmächten und der Sowjetunion. Und nutzt dafür einen arrangierten KI-Einsatz, um die ehemaligen Geheimdokumente und dabei auch deren Verfasser und politischen Akteure überhaupt im wahrsten Sinne des Wortes zum Sprechen zu bringen. Franck nimmt die Geschichte ernst, hat aber auch einen aufmerksamen und achtsamen Blick auf die Kuriosa, die sich in den diplomatischen Fußnoten verstecken. So fällt nicht nur der ‚Eiserne Vorhang‘ in historischem Sinn, sondern auch in der filmischen Nachzeichnung.
Credits: „Der Helsinki Effekt“. Dokumentarfilm von Arthur Franck. Drehbuch: Arthur Franck. Schnitt: Markus Leppälä und Arthur Franck. Eine Produktion von Polygraf in Koproduktion mit Kloos & Co. Medien, Indie Film, rbb und in Zusammenarbeit mit Arte Deutschland TV, YLE/FST, Danmarks Radio und RÚV. Im Verleih bei Rise and Shine Cinema.
Regie: Ole Elfenkaemper, Kathrin Seward
Kinostart: 12.6.25
Irgendwo im Wald des ländlichen Stewart County im Südwesten von Georgia liegt, wie versteckt, eines der größten Abschiebegefängnisse der Vereinigten Staaten. Bis zu 2.000 Menschen warten hier auf ihren Prozess. Überwiegend ohne juristische Begleitung. Ein juristisch faires Asylverfahren ist in vielen Gebieten der USA schwer zu erhalten, denn die Gefängnisse liegen meistens „An Hour from the Middle of Nowhere“. Asyl- und Migrationsanwält:innen gibt es in dieser Gegend nicht. Nur Marty Rosenbluth, der sein Leben der Verteidigung der Menschenrechte verschrieben hat. Der Film dokumentiert in sanfter und desto dringlicherer Insistenz die Bemühungen des Anwalts, den abgeschobenen Abzuschiebenden Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Ein Appell, die Würde der Menschen zu wahren.
Credits: „An Hour from the Middle of Nowhere“. Dokumentarfilm von Ole Elfenkaemper und Kathrin Seward. Kamera: Ole Elfenkaemper und Kathrin Seward. Schnitt: Ole Elfenkaemper. Eine Produktion von Walnut + Schultz Productions. Im Verleih bei barnsteiner-film.
Beiträge zu den Dokus, die im Mai im Kino angelaufen sind, finden Sie hier:
→ zu den Kinostarts vom 22. bis 29. Mai 2025