Filmstill aus "Lost in Face": Bild der gesichtsblinden mit verschleierten Augen vor schwarzem Hintergrund (© Corso Film)

Valentin Riedls „Lost in Face“ erhält Förderpreis des HDF

Der Förderpreis vom Haus des Dokumentarfilms (HDF) geht 2020 an Valentin Riedl. Vor der Würdigung beim SWR Doku Festival wurde seine Doku „Lost in Face“ bereits beim Max Ophüls Filmfestival mit dem Publikumspreis und dem Preis für die beste Musik ausgezeichnet.

Das Langfilm-Debüt „Lost in Face“ des studierten Mediziners Valentin Riedl, der im Hauptberuf als Neurowissenschaftler an der Technischen Universität München tätig ist, dreht sich um die gesichtsblinde Carlotta. Sie kann weder fremde Gesichter noch ihr eigenes Spiegelbild erkennen. Es handelt sich um ein Phänomen, das in der Fachsprache als „Prosopagnosie“ bezeichnet wird und oftmals für Unsicherheiten, Ab- und Ausgrenzung der Betroffenen sorgt.

Lost in Face: Filmplakat„Lost in Face“ thematisiert das Phänomen Gesichtsblindheit

Protagonistin Carlotta hat in Folge ihrer neurologischen Besonderheit eine ganz eigene Art entwickelt, in Kontakt mit ihrer Umwelt zu treten, die sie so anders wahrnimmt als die meisten Menschen. Um die Welt und vor allem sich selbst darin buchstäblich zu erfassen, ertastet sie ihr Gesicht und überträgt das Gefühlte in Bilder. Es ist spannend zu sehen, wie auch die vorsichtige Annäherung an Riedl letztlich auf diese Weise geschieht. Auf das gesprochene Wort folgt schließlich die künstlerische Begegnung. Es ist das erste Porträt einer fremden Person, das Carlotta anfertigt, wie sie betont. Es untermauert, wie gut sich das Vertrauensverhältnis zwischen der anfangs skeptischen und menschenscheuen Carlotta und dem Regisseur entwickelt hat.

Studierter Mediziner erhält Doku-Förderpreis

„Valentin Riedls ‚Lost in Face‘ ist ein Grenzgänger zwischen Wissenschaft und Kunst und genau das macht diesen Film so spannend“, betont die Jury des Deutschen Dokumentarfilmpreises, die auch für die Vergabe des Förderpreises verantwortlich zeichnet. „Er komplementiert die manchmal verstörenden, faszinierenden und auch sanften Portraits seiner Protagonistin mit einer animierten Seelenlandschaft, in der Carlottas Reise zu sich selbst und somit auch zu den Menschen illustriert wird.“

Der vom Haus des Dokumentarfilms gestiftete Förderpreis ist mit 3.000 Euro dotiert und ging im Vorjahr an „Dark Eden – Der Albtraum vom Erdöl“ von Jasmine Herold und Michael David Beamish.

Trailer & Credits „Lost in Face“

LOST IN FACE. Buch und Regie: Valentin Riedl. Animationsregie: Frédéric Schuld. Kamera: Doro Götz. Montage: Ivan Morales. Ton: Andreas Hildebrandt, Simon Bastian. Musik: Antimo Sorgente. Produktion: CORSO Film. Filmförderung: Film- und Medienstiftung NRW, BKM, FFF Bayern. Deutschland 2020 – 81 Minuten. FSK: keine Angabe.

Das Haus des Dokumentarfilms gratuliert Valentin Riedel

„Die Entscheidung der Jury, unseren Förderpreis Valentin Riedl zu geben, schmückt das Haus des Dokumentarfilms sehr“, freut sich Geschäftsführerin Ulrike Becker. „‚Lost in Face‘ berührt, macht neugierig und ist handwerklich großartig. Kamera, Schnitt, Musik, Animationen, bei diesem Debüt ist alles gelungen.“ Nach der Preisverleihung hat sie ein Interview mit Valentin Riedl geführt.

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Elisa Reznicek
Elisa Reznicek leitet die Online-Redaktion beim Haus des Dokumentarfilms und ist für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Hauses zuständig.
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