Filmstill aus THE GATE

THE GATE bei DOK Leipzig: Militärisches Testgelände für Kriegswaffen in Utah

Welche Auswirkungen haben Kriegswaffen? Menschen in der Nähe eines militärischen Geländes zeigen auf unterschiedliche Weise, wie sie davon betroffen sind. Bei DOK Leipzig 2023 feierte THE GATE am 10.10.23 Weltpremiere und ist für mehrere Preise nominiert.

Im Westen von Utah befindet sich der Dugway Proving Ground, auf dem Kriegswaffen entwickelt und getestet werden. Dazu gehören radioaktive und chemische Waffen sowie Neurotoxine und Anthrax-Sporen. Informationen, was genau auf dem Gelände passiert, dürfen nicht nach außen dringen. Die dort arbeitenden Menschen müssen eine Vereinbarung unterschreiben, dass sie nichts zu den Geschehnissen weitergeben. Selbst Anwohner:innen wissen nicht genau, was auf dem Gelände passiert. Dass dort auch Versuche zur Ausbreitung von Radioaktivität gemacht werden, wird den Menschen verheimlicht. 

Soldat verschwindet spurlos auf dem Gelände

In der Nähe des Geländes finden sich Menschen mit den unterschiedlichsten Geschichten zusammen, die einen Bezug zu den Dugway Proving Grounds haben. Kevin Bushling ist auf der Suche nach seinem Sohn Joseph, der auf dem Gelände gearbeitet hat und dort verschwunden ist. Joseph wurde bis heute nicht gefunden. Vermutlich wurde er umgebracht, er hat sich verlaufen oder ist in ein Testgebiet für Chemiewaffen gelangt. Dugway selbst hat im Vermisstenfall nicht geholfen. „Mir kommt es so vor, als wollten sie ihn nicht finden“, meint Vater Kevin Bushling. Er hatte ein Jahr vor Josephs Verschwinden bereits seinen anderen Sohn durch Suizid verloren.

Filmstill aus THE GATE
Filmstill aus THE GATE

Credits: THE GATE. Buch & Regie: Jasmin Herold, Michael David Beamish. Kamera: Claire Pijman. Schnitt: Claire Pijman. Ton: Michael David Beamish. Eine Produktion von ma.ja.de. Filmproduktion in Koproduktion mit dem ZDF und in Zusammenarbeit mit 3sat. Im Verleih bei GMfilms. Deutschland, 2023. 

Überlebender von Hiroshima lebt in der Nähe der Dugway Proving Grounds

1961 kam die Familie von Tosh Kano nach Salt Lake City. Im Gegensatz zu seinem Bruder überlebten er selbst und seine Eltern den Atombombenabwurf von Hiroshima. Tosh wusste lange nicht, dass er in der Nähe der Ausbildungsbasis der Crew von Enola Gay wohnt. Diese warf im August 1945 die verheerenden Bomben über Hiroshima und Nagasaki ab.

Ebenfalls in der Nähe von Dugway lebt ein ehemaliger Soldat, der schwer unter den psychischen Folgen seiner Kriegseinsätze leidet. Kaum jemanden wird allerdings geholfen. Was er erlebt hat und welches Leid er gesehen hat, kann er nur schwer in Worte fassen.

Frage nach den Auswirkungen von Krieg und Waffen

THE GATE zeigt auf bewegende Weise, was Krieg und Kriegswaffen bei Menschen auslösen. Nicht nur die physischen und psychischen Folgen auf Soldaten im Krieg, auch die Auswirkungen auf Angehörige werden thematisiert. Dass so viele Menschen in der Nähe der Dugway Proving Grounds in Utah auf davon betroffen sind und im unmittelbaren Umfeld die Entwicklung verheerender Kriegswaffen stattfindet, ist skurril. Dass unglaublich viel um den Geschehnissen auf dem Gelände verheimlicht wird, ist bedrückend. Besonders sehenswert ist der Film deshalb, weil die unterschiedlichsten Perspektiven auf die Auswirkungen von Krieg und Waffen beleuchtet werden. Gleichzeitig werden die Gemeinsamkeiten der Geschichten deutlich hervorgehoben.

Filmstill aus THE GATE

THE GATE bei DOK Leipzig

Die beiden Filmemacher:innen Jasmin Herold und Michael David Beamish erhielten 2019 für „Dark Eden“ den Förderpreis vom Haus des Dokumentarfilms. Bei DOK Leipzig, wo THE GATE am 10.10.2023 Weltpremiere feierte, ist er im Deutschen Wettbewerb Dokumentarfilm für den VER.DI Preis für Solidarität, Menschlichkeit und Fairness, den Dokumentarfilmpreis des Goethe-Instituts und den DEFA Förderpreis nominiert.

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Picture of Hannah Hiergeist
Hannah Hiergeist ist Werkstudentin im Haus des Dokumentarfilms und unterstützt dokumentarfilm.info, die DOKsite und DOKVILLE.
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