Filmstill_Capital B

Arte-Serie „Capital B“: Wie viel Größenwahn kann eine Stadt ertragen?

Pünktlich zum Tag der Deutschen Einheit erscheint die Serie „Capital B – Wem gehört Berlin?“ beim deutsch-französischen Kultursender Arte. Welche Veränderungen hat die Hauptstadt seit diesem geschichtsträchtigen Ereignis durchgemacht?

Wohin fließt das Kapital?

Der Name der Serie ist ein Wortspiel, denn „Capital“ bedeutet auf Englisch sowohl „Finanzmittel“ also auch „Hauptstadt“. Einerseits schwingt im Titel der Doku-Serie also eine Anspielung auf die in der Stadt vorherrschende Goldgräberstimmung nach der Wiedervereinigung und die damit verbundenen Kapitalströme mit. Andererseits ist das „B“ eine Art Kosename für die Bundeshauptstadt Berlin. Es erinnert an die berühmte Liedzeile „Dickes B, oben an der Spree“ der Berliner Musikgruppe Seeed. Ein Mitglied der Band, Peter Fox, gibt in der Serie persönliche Einblicke in das Berlin, das er selbst in den letzten drei Jahrzehnten erlebt hat. Zeitgleich war er an dessen Formung ebenso beteiligt wie die anderen Protagonist:innen der Serie.

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Wer gestaltet die Stadt?

In der Serie kommen sowohl Vertreter:innen aus der Zivilgesellschaft als auch aus Politik und Unternehmertum zu Wort. Akteur:innen sind beispielsweise Renate Künast vom Bündnis 90/Die Grünen, Szene-Ikonen Johnnie Stieler und Dimitri Hegemann, oder die Künstlerin und Mitbegründerin der Love Parade Danielle de Piciotto. Sie alle haben unterschiedliche Perspektiven auf die Techno- und Clubszene, Hausbesetzungen und Straßenkämpfe, Spekulationsblasen und den allmählichen Ausverkauf der Stadt, der bis heute anhält.

In der Montage liegt die Kraft

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In „Capital B – Wem gehört Berlin“ gelingt es Dokumentarfilmmacher und Grimme Preis-Träger Florian Opitz, diese Vielzahl unterschiedlicher Themen gekonnt miteinander zu verknüpfen. Dabei setzt er auf die geschickte Verquickung von Interviewsequenzen und sorgsam recherchiertem Archivaufnahmen. Die Cutterin Annette Muff beweist ein gutes Gespür für aussagekräftige Bilder, Statements oder Stellen, an denen eine Pause oder ein geschickter Schnitt genug Aussagekraft hat. Auf ein erklärendes Voice Over wird in der gesamten Doku-Serie verzichtet. So erhält das Publikum die Gelegenheit, die teils widersprüchlichen Aussagen selbst zu bewerten. Was Opitz und Muff zu diesem Verfahren veranlasste, erklärten sie bei DOKVILLE 2023.

Der Spiegel urteilt: „Es gibt zwar einige Dokumentationen, die die Entstehung des Sehnsuchtsorts Berlin erklären wollen, doch keine hat bisher das große Bild gezeigt, das vor allem aus Wechselwirkungen besteht. Die verzwickte Verzahnung von Subkultur und Stadtentwicklung“

Überzeugen Sie sich selbst! Verfügbar ist die Serie bis zum 1.10.2025 in der ARTE Mediathek.

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Picture of Maggie Schnaudt
Maggie Schnaudt ist Masterstudentin und steuert regelmäßig Artikel wie Nachberichte zur DOK Premiere zu dokumentarfilm.info bei. Außerdem unterstützt sie HDF-Veranstaltungen wie den Roman Brodmann Preis oder DOKVILLE.
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