Szene aus »Winnie« © Adil Bradlow

»Winnie« von Pascale Lamche

Als Nelson Mandela 1962 verhaftet wurde, hofften die weißen Machthaber in Südafrika, sie hätten den Aufstand der schwarzen Bevölkerung beendet. Doch an seiner statt wuchs Ehefrau Winnie Madikizela-Mandela zur Ikone des Befreiungskampfes heran. Der Dokumentarfilm »Winnie« schildert ihren Kampf und auch die Intrigen, die ihr Leben aus der Bahn warfen. Filmemacherin Pascale Lamche gelang ein preisgekröntes Frauenporträt in dem sie zeigt, wie Politik und Machtspiele das Schicksal dieser Frau beeinflusst haben. Der Film steht bis zum 4. April 2018 in der Arte-Mediathek als Videostream zur Verfügung.

Es ist nicht die Geschichte von Nelson Mandela, aber ohne ihn, könnte man sie nicht erzählen. Also taucht »Madiba«, wie er ehrenvoll genannt wurde, zwar in Pascale Lamches Dokumentarfilm auf, aber eher als Ausgesperrter. Ausgesperrt aus dem Leben mit seiner Ehefrau und aus der Gesellschaft, weggesperrt über 27 Jahre – die meisten davon auf der Gefängnisinsel Robben Island inhaftiert.

Winnie, Nelsons Frau, übernimmt von einem Tag auf den anderen eine Rolle, die sie eigentlich nie haben wollte. Auch sie wird bald von den Machthabern bekämpft. Um sie mundtot zu machen, wird sie verbannt. Aber Frau Mandela findet Wege, um für die Sache der Farbigen zu sprechen und zu kämpfen. Über die Jahre hinweg seigt sie zu einer Ikone des Kampfes gegen die Apartheid auf.


Winnie (Arte-Mediathek)

(Video laut Sender abrufbar bis 4. April 2018)

Ikonen und andere Heilige sind jedoch als Gallionsfiguren von Bewegungen ganz besonders gefährdet. Wenn man sie stürzt oder diskreditiert, kann man Menschen manipulieren. Pascale Lamche zeigt auf, was Winnie Mandela zum Verhängnis wird. In dem Moment im Jahre 1990, als ihr Mann aus der Haft entlassen wird, schlagen ihre Feinde doppelt so stark zurück. Ein Geflecht aus Anschuldigungen, Lügen und gekauften Zeugenaussagen bringt die Ikone Winnie zu Fall. Sie landet im politischen Abseits und muss sich von Nelson scheiden lassen.

Der Film versucht aufzuzeigen, wie politische Manöver und Intrigen die Dämonisierung Winnies in Gang setzten und ihres zu einem der tragischsten Frauenschicksale in der zeitgenössischen Politik machten. Winnie Madikizela-Mandela, die heute über 80 Jahre alt ist, erzählt im Film selbst über diese Zeit. Ihre persönliche Einschätzung der Ereignisse wird ergänzt durch Interviews mit Personen, die ihr nahestanden, aber auch von Feinden, die ihren Sturz bewusst inszenierten.

Der Film feierte beim Sundance Film Festival 2017 Premiere und gewann dort den Regiepreis.

Winnie
Dokumentarfilm, F/SA 2018, 84 Minuten
Regie: Pascale Lamche
Produktion: Pumpernickel Films in Koproduktion mit Arte, Submarine, Big World Cinema und IV Films
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Thomas Schneider
„Ich liebe Print, ich liebe Online, ich liebe es, das Beste zwischen beiden Welten zu vereinen“, sagte Thomas Schneider über seine Arbeit. Ab 2009 war er für das HDF im Bereich Redaktion sowie PR/Marketing tätig. 2019 verstarb Schneider überraschend und viel zu früh.
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