Meisterklasse mit Daniel Harrich: Investigation als Berufung

Das Haus des Dokumentarfilms (HDF) veranstaltet am 27.1.23 eine Meisterklasse mit Daniel Harrich. Der vielfach ausgezeichnete Filmemacher gilt als Erfinder des „investigativen Spielfilms“ und ist bekannt für hochbrisante Langzeitrecherchen von internationaler Relevanz.

Harrich-Meisterklasse am 27. Januar 2023 in Stuttgart

Zuletzt erreichte Daniel Harrich im vergangenen Sommer ein Millionenpublikum mit dem Spielfilm und der Dokumentation „Bis zum letzten Tropfen“ sowie der Story im Ersten „Die große Dürre“. Die Ausstrahlung erfolgte im Rahmen des ARD-Specials #unserWasser. Für seine Recherchen zum illegalen Handel mit Kriegswaffen deutscher Fabrikation, auf denen die Dokumentation „Tödliche Exporte. Wie das G36 nach Mexiko kam“ aufbaute, erhielt Harrich 2016 den Grimme-Preis. 2021 folgte der Bayerische Fernsehpreis für „Geschäftsmodell Terror – Unsere Geheimdienste und der Dschihad“. Beide Dokumentationen wurden von Spielfilmen – „Tödliche Exporte“ und „Saat des Terrors“ – begleitet.

Erfinder des investigativen Spielfilms

Daniel Harrich hat das Genre des investigativen Spielfilms in Deutschland etabliert. Seine fiktionalen Werke beruhen auf eigenen investigativen, journalistischen Recherchen. Um mit brisanten Inhalten ein möglichst breites Publikum zu erreichen, produziert er immer wieder einen Fernsehfilm mit anschließender Dokumentation

Bis zum letzten Tropfen
Staat des Terrors
Bilder zu den investigativen Spielfilmen BIS ZUM LETZTEN TROPFEN und SAAT DES TERRORS

Ausgestrahlt werden die Kombinationen im Rahmen der ARD-Themenwochen. Einige seiner Recherchen führten sogar zu Ermittlungen und Wiederaufnahmen von juristischen Verfahren. So nahm die Bundeanwaltschaft, ausgelöst durch „Der blinde Fleck“ (2013), die Ermittlungen zum Oktoberfestattentat von 1980 wieder auf. Die Dokumentationen „Waffen für die Welt“ (2014) und „Tödliche Exporte“ (2015) führten zu mehreren Ermittlungsverfahren gegen Mitarbeiter des deutschen Waffenherstellers Heckler & Koch.

Astrid Beyer u. Daniel Harrich bei Dokville 2022Investigation als Berufung

Für Daniel Harrich ist seine Arbeit Berufung und Pflicht, denn nicht in jedem Land gäbe es eine so weitgehende Pressefreiheit wie in Deutschland. Hier kann er und sein Team Geschichten erzählen, wie sie es für richtig halten, sagt der Regisseur, solange sie sich mit Fakten belegen ließen. „Wir halten uns an das, was wir dokumentarisch belegen können“, äußerte der Regisseur im Gespräch mit Astrid Beyer beim jüngsten Branchentreff DOKVILLE. „Für mich ist die Detailtreue im politisch investigativen, journalistischen Rahmen das oberste Maß und dann kommt alles andere. Wenn es dramaturgische Schwächen gibt, nehme ich sie eher in der Fiktion in Kauf als mir journalistische Schwächen vorwerfen zu müssen.“

Infos und Anmeldung 

Die Meisterklasse mit Daniel Harrich findet in Präsenz statt. Sie wird von Astrid Beyer, Haus des Dokumentarfilms, kuratiert. Die Teilnehmenden erhalten den geplanten Ablauf und Informationen zu den Schwerpunkten vorab per Mail.

Wann: Freitag, 27.01.2023, 10-16 Uhr
Wo: SWR Funkhaus Stuttgart, Studiosaal Neckarstraße 230, 70190 Stuttgart (Anfahrt)
Gebühr: 40 € (30 € für Studierende) inkl. Mittagessen
Anmeldung: [email protected]
TN-Zahl: circa 25-30 Personen

Über die Meisterklassen des HDF

Das Haus des Dokumentarfilms veranstaltet ein- bis zweimal pro Jahr Meisterklassen. Sie geben intensiven Einblick in das Werk und die Arbeitsweise renommierter Regisseur:innen. Zu Gast waren bisher u. a. Marcus Vetter, Rosa von Praunheim, Marcel Ophüls, Fred Breinersdorfer, Andres Veiel, Sherry Hormann und Florian Oeller sowie Aelrun Goette. Daniel Harrich setzt die Reihe der Filmschaffenden fort, die mit einer dezidiert persönlichen Handschrift und ihrer Themenwahl Zeichen setzen.

image_pdfAls PDF speichernimage_printDrucken
Astrid Beyer
Astrid Beyer kuratiert seit mehr als zehn Jahren den Branchentreff DOKVILLE für das Haus des Dokumentarfilms und setzt Veranstaltungen wie die Meisterklassen sowie Online-Gesprächsformate um.
Facebook
Twitter

Dies könnte Sie auch interessieren:

Daniel Harrich: „Ich will politisch etwas bewegen“
In der von Astrid Beyer (HDF) kuratierten Meisterklasse am 27. Januar 2023 gab Daniel Harrich Einblick in die Entstehung seiner Spiel- und Dokumentarfilme. Er gilt als Meister der Recherche und Erfinder des investigativen Spielfilms.
TV-Tipp 23.9.: Als man in Romy mehr als nur Sissi sehen konnte

Zum 80. Geburtstag von Romy Schneider sendet 3sat am Sonntagmittag einen Dokumentarfilm von 1966. »Romy – Porträt eines Gesichts« entstand noch in der frühen Schaffensphase des später unter anderem mit dem Grimmepreis ausgezeichneten Regisseurs. Der Film zeigt eine junge Schauspielerin auf dem Sprung zum internationalen Ruhm.

Meisterklasse mit Andres Veiel in Stuttgart

Am Freitag, den 19. Oktober 2018, setzt das Haus des Dokumentarfilms in Stuttgart seine Reihe »Meisterklasse« fort. Erfahrene Dokumentarfilmautoren und -regisseure geben hier Einblick in ihre Arbeit. Diesmal wird der renommierte Autor, Theater- und Filmregisseur Andres Veiel zu Gast sein. Der auf 25 Teilnehmende begrenzte Workshop steht unter dem Titel »Inszenierung und Authentizität« und will Andres Veiels »Strategien des dokumentarischen Erzählens« ergründen. Die Teilnahmegebühr beträgt 40 Euro (Studierende 30 Euro).

Meisterklasse: Wie Andres Veiel mit seinen Themen arbeitet

Sieben Stunden mit einem der wichtigsten deutschen Dokumentarfilmer. Diese Chance haben mehr als 30 Interessierte genutzt und sich zur »Meisterklasse Andres Veiel« im Stuttgarter Haus des Dokumentarfilms getroffen. Der Tag bot ein intensives Gespräch zwischen dem Filmemacher, der Kuratorin Astrid Beyer und dem Publikum. Filmemacher Veiel zeigte unter anderem ein alternatives Ende für seinen letzten großen Dokumentarfilm »Beuys«. Immer wieder drehte sich das Thema um die Authentizität des dokumentarischen Films.