Brennendes Holzkreuz

»Alpgeister«

Es gibt mehr zwischen Himmel und Erde, als man heute in unser technisch und rational geprägten Gesellschaft vermuten mag. Bis heute sind besonders die Berge, mit ihren wilden Tälern und Schluchten, mit ihren Höhlen und ursprünglichen Wäldern, Schauplatz unerklärlicher Phänomene und geheimnisvoller Kräfte.

Uralte Sagen und Legenden sind in fast jedem Ort der Alpenregion lebendig und in ihnen – so sagen die alten Einheimischen – steckt viel Wahrheit. Der in Obersdorf geborene Walter Steffen begibt sich mit seinem Dokumentarfilm »Alpgeister« auf eine spannende in den Bayerischen Alpen. Seine Kamerafrau Dixie Schmiedle hat spektakuläre, schöne Bilder der Bergwelt eingefangen, die manchmal etwas Unheimliches vermitteln in skurrilen Felsformationen oder wenn der Nebel durch die Täler und um die Berge wabert.

Es gab eine Zeit, in der Geister, weise Frauen, Hexen, Zauberer, Feen, Kobolde und geheimnisvolle Kräfte nicht nur in den Märchen lebendig waren. Damals existierte der Glaube an ein Zwischenreich, in dem große Kräfte wirkten, die weit über das menschlich Begreifbare hinaus gingen und die Naturgesetze des Alltags außer Kraft setzten. Eine jenseitige Dimension, voller Mysterien, in der immaterielle und unsichtbare Kräfte magisch wirkten und mächtige Geistwesen herrschten. Das Wissen um diese mystischen und spirituellen Kräfte und Wesen konnte den Menschen helfen, warnte sie vor Gefahren oder ließ sie die Tragödien des Lebens leichter ertragen. Es konnte sie aber auch ins Verderben stürzen. Deutlich wird immer wieder die enge Verbundenheit dieser Gegenwelten mit dem christlichen Glauben. 

Mit den Reflektionen und authentischen Geschichten von Einheimischen, Eingeweihten und Schamanen, mit spannenden alten Sagen und Legenden lässt „Alpgeister“ diese fast vergessenen Welten wieder auferstehen. Da sich einige der Geschichten nicht dokumentarisch drehen ließen, griff Walter Steffen zum Stilmittel des Re-Enactments der geschilderten historischen Ereignisse und er setzt Animation ein. Besonders alte Schriften und Wandgemälde werden trickreich zum Leben erweckt, was eine zusätzliche Attraktion des Films ist. Dabei macht der Kinofilm deutlich, wie stark die Menschen einst mit der lebendigen Natur, mit ihrer Beseeltheit und ihren Geistern verbunden waren und wie dies Wissen langsam verloren geht. „Alpgeister“ ist eine filmische Entdeckungsreise zu den letzten Mysterien der Bayerischen Alpen.

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Picture of Kay Hoffmann
Dr. Kay Hoffmann war langjähriger Studienleiter Wissenschaft im HDF und Gesamtkoordinator des DFG-Projekts „Geschichte des dokumentarischen Films in Deutschland 1945-2005“. Zusätzlich ist er seit langem Kurator der DOK Premieren in Ludwigsburg.
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