Geschichtsdoku-Tipps für den Monat Januar 2024

Der 27. Januar ist der offizielle Holocaust-Gedenktag. Mehrere empfehlenswerte Geschichtsdokus nehmen sich dieses Themas an. Zusätzlich sind einige Filme über die Geschichte der Sowjetunion im Programm.

Der Holocaust-Gedenktag bei ARD und ZDF

Die erste historische Doku zum Holocaust-Gedenktag wird am Montag, dem 22. Januar in der ARD ausgestrahlt. Die Koproduktion von NDR und WDR „Shlomo – Sehnsucht nach Rache“ widmet sich dem unerwarteten Aufeinandertreffen des Holocaustüberlebenden Stanisław „Shlomo“ Szmajzner und des Lagerleiters von Sobibor, Gustav Franz Wagner, 1978 in Brasilien. Die bewegende Geschichte von Schlomos Zeit im Lager, seiner Flucht und die Umstände von Wagners Tod werden durch Interviews mit Zeitzeug:innen, Archivmaterial und aktuelle Aufnahmen spannend erzählt.

  • Sendetermin: Montag, 22.01.2024, 23:05 Uhr auf Das Erste (Erstausstrahlung) und vom 22.01.2024 in der ARD-Mediathek.
  • Credits: „Shlomo – Sehnsucht nach Rache“, eine Dokumentation von Antonius Kempmann, Martin Kaul und Willem Konrad. Eine Koproduktion von NDR und WDR für Das Erste.
Am Holocaust-Gedenktag selbst strahlt ZDFinfo bereits ab 7:00 Uhr morgens Dokumentationen und Reportagen zum Massenmord in der NS-Diktatur aus. Darunter sind auch zwei Erstausstrahlungen. Zum einen um 20:15 Uhr die Reportage „Warum Judenhass? – Antisemitismus in Deutschland“ von Svaantje Schröder über den Judenhass in der Gegenwart, insbesondere vor dem Hintergrund des Hamas-Angriffs vom 7. Oktober 2023. Zum anderen wird „Verbotene Liebe – Queere Opfer der NS-Diktatur“ von Sebastian Scherrer ab 21:00 Uhr erstausgestrahlt. Diese historische Dokumentation beleuchtet anhand von drei Einzelschicksalen das Vorgehen der Nazis gegen Homosexuelle und Trans*Personen.
  • Sendetermin: Samstag, 27.01.2024, 21:00 Uhr bei ZDFinfo (Erstausstrahlung) und vom 16.01.2024 in der ZDF-Mediathek.
  • Credits: „Verbotene Liebe – Queere Opfer der NS-Diktatur“, eine Dokumentation von Sebastian Scherrer. Eine Produktion von Februar Film im Auftrag von ZDFinfo.

Der Holocaust-Gedenktag bei Arte

Arte stellt seinen Themenabend am 23. Januar zum Holocaust-Gedenktag unter den Titel „Gegen das Vergessen“. Gezeigt werden insgesamt drei Produktionen. Den Abend eröffnet um 20:15 Uhr der Dokumentarfilm „Die Shoah in den Ghettos“ von Barbara Necek, der die Rolle der Ghettos in der Vernichtungsmaschinerie des NS-Regimes thematisiert. Anhand von Tagebuchaufzeichnungen und Interviews mit Wissenschaftler:innen werden ihre Entstehung und Organisationsstruktur sowie das Leben der eingeschlossenen Menschen dokumentiert. Umfangreiches Archivmaterial, das teilweise aus der Landesfilmsammlung Baden-Württemberg im Haus des Dokumentarfilms stammt, zeigt den Alltag in den Ghettos.

Im Anschluss folgt um 21:50 Uhr die Dokumentation „Sobibor – Anatomie eines Vernichtungslagers“. Ausgehend von aufwändigen Recherchen und ausführlichen Expert:inneninterviews wird die Geschichte und Funktionsweise des Vernichtungslagers Sobibor dargestellt. Als eines von drei Vernichtungslagern der „Aktion Reinhardt“ wurde es im Mai 1942 errichtet und im Oktober 1943 wieder abgerissen – Schätzungen zufolge wurden in diesem Zeitraum bis zu 250 Tausend Menschen im Lager getötet. Als letzter Film des Abends wird „Golda Maria“ gezeigt. Das Portrait einer in Frankreich lebenden polnischen Jüdin wurde von ihrem Enkel und Urenkel Hugo und Patrick Sobelman gedreht.
  • Sendetermin: Dienstag, 23.01.2024, ab 20:15 Uhr auf Arte (Erstausstrahlung) und vom 16.01.2024 in der Arte-Mediathek.
  • Credits: „Die Shoah in den Ghettos“, ein Dokumentarfilm von Barbara Necek. Eine Gemeinschaftsproduktion von Pernel Mediaund Arte France.
  • Credits: „Sobibor – Anatomie eines Vernichtungslagers“, eine Dokumentation von Gabi Schlag. Eine Produktion von Kobald im Auftrag des NDR in Zusammenarbeit mit Arte.

„Lenin – Weg in den Terror“

Den 100. Jahrestag des Todes von Wladimir Iljitsch Lenin am 21. Januar 1924 nimmt Das Erste zum Anlass eines Portraits des Revolutionärs und Staatsgründers. Nachdem die Herrschaft der Zaren über Russland in der Februarrevolution 1917 ihr Ende fand, putsche Lenin im Oktober 1917 gegen die Übergangsregierung. Ziel war die Gründung eines sozialistischen Einheitsstaates. Doch es entbrannte ein Bürgerkrieg zwischen Lenins Bolschewiki und einem losen Zusammenschluss von (u.a.) Konservativen, Demokraten und der Weißen Armee. Dieser endete erst 1922 mit der Gründung der Sowjetunion.

In ihrer einstündigen Doku „Lenin – Weg in den Terror“ zeichnen Lutz Rentner und Kai Uwe Kohlschmidt diese turbulente Zeit quellenreich nach. Ein Off-Kommentar ordnet die Ereignisse, während zahlreiche Historiker:innen in Interviews zu Wort kommen und die Hintergründe beleuchten. Umfangreiches Archivmaterial, Animationen und aktuelle Aufnahmen bilden die visuelle Ebene. Die komplexen Sachverhalte von Lenins Herrschaft werden anschaulich dargelegt und verdeutlichen, dass die Terrorherrschaft der Einheitspartei nicht erst mit Stalin begonnen hat.

  • Sendetermin: Montag, 15.01.2024, 23:05 Uhr (Erstausstrahlung) auf Das Erste und vom 15.01.2024 bis zum 15.01.2025 in der ARD-Mediathek.
  • Credits: „Lenin – Weg in den Terror“, eine Dokumentation von Lutz Rentner und Kai Uwe Kohlschmidt. Eine Gemeinschaftsproduktion von rbb und Noahfilm.

„Stalins Erben“

Fast dreißig Jahre nach Lenin, am 05. März 1953, stirbt auch sein Nachfolger Josef Wissarionowitsch Stalin. Die folgenden Jahrzehnte sind nicht nur geprägt von Konflikten um die politische Nachfolge. Es findet auch eine intensive Auseinandersetzung um die Deutungshoheit von Stalins Herrschaft statt – über seine Rolle im Zweiten Weltkrieg und das Ausmaß der Stalinistischen Säuberungen. Mit umfangreichem Archivmaterial und zahlreichen Interviews mit Expert:innen beleuchtet Denis Van Waerebekes Dokumentation „Stalins Erben“ dieses Ringen um Neuanfang oder Kontinuität. Und seine Nachwirkung bis in die Gegenwart und Putins Herrschaft.

Am selben Tag zeigt Arte noch den beeindruckenden Dokumentarfilm „Leningrad – Stimmen aus einer belagerten Stadt“ von Artem Demenok. Wie sein vor einem Jahr erschienener Film über den Kampf um Stalingrad, versammelt auch dieser Tagebuchaufzeichnungen der Opfer dieser Belagerung, die 872 Tage – vom 08. September 1941 bis zum 27. Januar 1944 – andauerte. Eine Million Zivilisten starben an Unterernährung, weitere 16,5 Tausend durch Bombardements.

  • Sendetermin: Dienstag, 16.01.2024, 21:45 Uhr auf Arte (Erstausstrahlung) und vom 09.01.2024 bis zum 20.06.2024 in der Arte-Mediathek.
  • Credits: „Stalins Erben“, eine Dokumentation von Denis Van Waerebeke. Eine Gemeinschaftsproduktion von Les Films d’ici und Arte France.
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Picture of Daniel Artur Schindler
Daniel Artur Schindler ist Kurator der Landesfilmsammlung Baden-Württemberg im Haus des Dokumentarfilms. In der Online-Redaktion ist er verantwortlich für die monatlichen Geschichtsdoku-Tipps.
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