Wim Wenders bei Preisverleihung Deutscher Dokumentarfilmpreis 2011

PINA von Wim Wenders erhält Deutschen Dokumentarfilmpreis 2011

Der Deutsche Dokumentarfilmpreis 2011 geht an „Pina” von Wim Wenders (Foto: Donata Wenders). Weitere Preise gingen an „How to make a book with Steidl” und „Der Tag des Spatzen”. Verliehen wurde die Auszeichnungen von BW-Ministerin Silke Krebs, SWR-Intendant Peter Boudgoust sowie Wilhelm Reschl und Egon Mayer vom HAUS DES DOKUMENTARFILMS.

Die Preisträger des „Deutschen Dokumentarfilmpreises 2011“, den der Südwestrundfunk (SWR), die MFG Filmförderung Baden-Württemberg (MFG) und das Stuttgarter Haus des Dokumentarfilms (HDF) in diesem Jahr zum zweiten Mal vergeben, stehen fest: Der mit 20.000 Euro dotierte Hauptpreis geht an den Autor und Regisseur Wim Wenders für seinen in 3D produzierten Dokumentarfilm „Pina“ über die Arbeit der 2009 verstorbenen Choreographin Pina Bausch mit dem Ensemble ihres Tanztheaters in Wuppertal. Der Film wurde von Neue Road Movies, ZDF, 3sat und Arte produziert. Der Preis des Hauses des Dokumentarfilms in Höhe von 3.000 Euro geht an “How to make a book with Steidl” von Gereon Wetzel und Jörg Adolph von if Productions, ZDF und 3sat. Den mit 2000 Euro dotierten Preis der Stadt Ludwigsburg erhält Philip Scheffner für den Dokumentarfilm „Der Tag des Spatzen“, eine Koproduktion von pong mit ZDF und Arte.

WimWenders_PhilipScheffler_GereonWetzel bei der Preisverleihung des Deutschen Dokumentarfilmpreises 2011
Wim Wenders, Philip Scheffler und Gereon Wetzel (v.l.n.r.) bei der Preisverleihung des Deutschen Dokumentarfilmpreises 2011 © Pfisterer

Verliehen wurden die Preise im Rahmen des Branchentreffs DOKVILLE in der Musikhalle Ludwigsburg durch die neue Ministerin im Staatsministerium Silke Krebs und SWR-Intendant Peter Boudgoust. Bei der Preisverleihung erklärte die Ministerin im Staatsministerium Silke Krebs: „Ich freue mich sehr, dass der Deutsche Dokumentarfilmpreis auch dieses Jahr wieder in Ludwigsburg verliehen wird. Er gehört zu den höchst dotierten Preisen für Dokumentarfilme in Deutschland und verschafft den Besten dieses Faches die Aufmerksamkeit und Anerkennung, die sie verdienen. Die Landesregierung und die Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg werden den Dokumentarfilm auch in Zukunft besonders unterstützen. Denn Baden-Württemberg als Standort des kulturell anspruchsvollen Films weiter zu stärken, bleibt ein zentrales Ziel baden-württembergischer Filmpolitik.”

SWR-Intendant Peter Boudgoust bezeichnete Wim Wenders‘ „Pina” als herausragendes Beispiel, neue Möglichkeiten der Produktionstechnik zu erproben: „Wim Wenders beweist mit ‚Pina‘, dass der Dokumentarfilm nicht von gestern ist. Mit der 3D-Technologie stößt er in eine neue ästhetische Dimension vor. Nicht um des Effektes willen: Der Tanz im Raum bringt den Zuschauern die Protagonisten im besten dokumentarischen Sinne nahe.” Auch der SWR als ARD-weit größter Dokumentarfilmsender arbeite kontinuierlich an der Entwicklung dieses Genres, das Boudgoust als eine der Königsdisziplinen öffentlich-rechtlichen Fernsehens bezeichnete. Im Gegensatz zu gescripteten Dokus bei den kommerziellen Anbietern, die er als „Lügengeschichten“ bezeichnete, setze das öffentlich-rechtliche Fernsehen allerdings auf Wahrhaftigkeit: „Wir brauchen Autorinnen und Autoren, die sich leidenschaftlich für Menschen interessieren, die dramaturgisch klug Geschichten erzählen können, wahrhaftige Geschichten.“ Solche Filme fördere der SWR nicht zuletzt mit Auszeichnungen wie dem Deutschen Dokumentarfilmpreis.

Wilhelm Reschl, Leiter des HAUSES DES DOKUMENTARFILMS, hob hervor, wie intensiv die Branche bereits den neuen Preis angenommen habe:

"DOKVILLE bietet die ideale Bühne für den Deutschen Dokumentarfilmpreis. Der vom Haus des Dokumentarfilms veranstaltete Branchentreff und die Preisverleihung gehören zweifellos zu den Höhepunkten im Kalender der deutschsprachigen Dokumentarfilmbranche."

Die siebenköpfige Experten-Jury unter Vorsitz von Claas Danielsen (Direktor des Internationalen Leipziger Filmfestivals) begründete ihre Entscheidungen für „Pina“ folgendermaßen: „Fernab vom klassischen Portrait gelingt es Wenders, ein eigenes filmisches Kunstwerk zu schaffen, das all seine Qualitäten als Regisseur vereint, und sich dennoch niemals über die Kunst der Pina Bausch stellt.” „How to make a book with Steidl“ von Gereon Wetzel und Jörg Adolph über den Verleger Gerhard Steidl lobte die Jury als „einen sehr modernen Film über Kunst und Globalisierung, der durch seine Montage und ganz eigene Materialität besticht.“ Philip Scheffners „Der Tag des Spatzen“ über die Grenze zwischen Krieg und Frieden in Zeiten des Afghanistan-Einsatzes macht laut Jury „die Leerstelle des nicht Abbildbaren zum Thema“ und arbeite „so beiläufig wie souverän mit den erzählerischen Mitteln” der immer rarer werdenden Form des Essay-Films.

Mitglieder der Jury waren neben Claas Danielsen Christoph Hauser (Arte-Programmdirektor), Andres Veiel (Filmautor), Simone Baumann (Produzentin), Tilmann P. Gangloff (Film-Kritiker), Volker Heise (Produzent und Regisseur) und Alexander Riedel (Filmautor). Der „Deutsche Dokumentarfilmpreis“ wird seit 2009 alle zwei Jahre im Rahmen des Branchentreffs „Dokville“ verliehen und zeichnet Werke aus, die sich in besonderer Weise um die Weiterentwicklung des Dokumentarfilms in Kino und Fernsehen verdient gemacht haben. SWR, MFG Filmförderung und HDF unterstreichen damit ihr großes Engagement für anspruchsvolle dokumentarische Fernseh- und Kinoproduktionen. Das Preisgeld beträgt insgesamt 25.000 Euro. Damit gehört die Auszeichnung zu den höchstdotierten Preisen für Dokumentarfilme in Deutschland.

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