Still aus "Navalny" © CPH:DOX 2022

Dokumentarfilmfestival CPH:DOX 2022 stellt Programm vor

CPH:DOX, das Internationale Dokumentarfilmfestival Kopenhagen, startet am 23. März 2022 mit 200 neuen Filmen – darunter 76 Weltpremieren – in sein Programm. Im Hauptwettbewerb um den Dox:Award sind auch Dokumentarfilme mit Fokus Ukraine und Russland zu finden.

„Ein Dokumentarfilm-Festival ist nicht nur eine Feier des Kinos“, betont der künstlerische Leiter Niklas Engstrøm. „Es ist zugleich eine Gelegenheit die Realität kritisch zu reflektieren, einen demokratischen Dialog zu führen und darüber zu diskutieren, welche Folgen – manchmal fataler Art – unsere Sicht auf die Welt haben kann.“

Visual zu CPH:DOX 2022

 

„Into the Ice“ eröffnet CPH:DOX 2022

Eröffnet wird das CPH:DOX 2022 mit der Weltpremiere von „Into the Ice“ (Lars Ostenfeld, Dänemark/Deutschland). Der Filmemacher begleitet eine Reihe bahnbrechender und gefährlicher Forschungsexpeditionen in Grönland.

Sein Dokumentarfilm thematisiert nicht nur die Folgen des Klimawandels. Er stellt zugleich die mutigen Glaziologen in den Mittelpunkt, die teils unter Lebensgefahr direkt an den Gletschern vor Ort forschen, anstatt sich in ihrer Arbeit allein auf computerbasierte Berechnungen und Simulationen zu beziehen.

Auch Dokumentarfilme zu Russland und der Ukraine im Programm

Die Spannweite der Filme in den gewohnt stark aufgestellten Wettbewerbs-Kategorien Dox:Award, New:Vision, F:act Award, Nordic:Dox Award und Next:Wave Award reicht von Kunst über Wissenschaft bis hin zu gesellschaftlichen Themen. Auch die Situation in Russland und der Ukraine wird aufgegriffen. „Im Moment sind unsere Gedanken in erster Linie bei den Menschen in der Ukraine, einem souveränen europäischen Staat, der rechtswidrig von einem autokratischen Regime überfallen wurde. In Kyiv sollte [beispielsweise] das große Festival Docudays UA ungefähr zur gleichen Zeit wie CPH:DOX stattfinden. Das ist nicht mehr möglich“, erklärt Engstrøm, der mit dem Festivalprogramm dazu einladen möchte, über Russland und die Ukraine multiperspektivisch zu reflektieren.

Still aus
Still aus “Navalny” © CPH:DOX 2022

Dox:Award: „Navalny“ (Daniel Roher, USA, Internationale Premiere)

Der vielleicht bekannteste Kreml-Widersacher Alexei Nawalny steht im Mittelpunkt des Dokumentarfilms „Navalny“, der bereits beim Sundance 2022 mit dem Publikumspreis und dem Festival Favorite Award ausgezeichnet wurde. Der kanadische Regisseur Daniel Roher beleuchtet darin das Geschehen rund um den Giftanschlag auf den Oppositionellen, der mittlerweile in Russland inhaftiert ist.

Dox:Award: „Holidays“ (Antoine Cattin, Schweiz, Weltpremiere)

Antoine Catin folgt den russischen Protagonist:innen Dzhus, Nikita, Dina und Anna über den Lauf eines Jahres und mehrere Feiertage mit der Kamera. Was sind ihre Träume und Wünsche? Wie sieht ihr Alltag aus? Und welchen Einfluss hat das autoritäre Regime auf ihr Leben?

Dox:Award: „Outside“ (Olha Zhurba, Ukraine/Dänemark/Netherlands, Weltpremiere)

Als er 13 Jahre alt war, wurde der Straßenjunge Roma zu einer Art „Posterboy“ der ukrainischen Revolution – nur mit Molotov-Cocktails und Steinen „bewaffnet“ trat er für seine Überzeugungen ein. Doch dieser Ruhm war nicht von Dauer. Nur wenige Jahre später lebt er wieder auf der Straße. Der Film „Outside“ zeigt ein entwurzeltes und mittelloses Leben.

Still aus "Outside" © CPH:DOX 2022
Still aus “Outside” © CPH:DOX 2022

Programm-Special: „Novorossiya“ (Luca Gennari/Enrico Parenti, o. A., Weltpremiere)

In 2014 riefen prorussische Separatisten der proklamierten Volksrepubliken Donezk und Luhansk das Gebiet in der Ost-Ukraine als „Novorossiya“ (Föderativer Staat Neurussland) aus. Beide sind im Zuge des Krieges in der Ukraine entstanden, der 2014 zunächst als ein regional begrenzter bewaffneter Konflikt aufbrandete. Dieser wurde am 24. Februar 2022 durch den Angriffskrieg Russlands auf das gesamte Staatsgebiet der Ukraine abgelöst. Nur wenige Tage zuvor hatte der russische Präsident Wladimir Putin durch Unterzeichnung eines entsprechenden Dekrets die „Volkrepubliken“ offiziell anerkannt.

„Focus“-Programm: „A House Made Of Splinters“ (Simon Lereng Wilmont, Denmark)

Die internationale MDR/Arte-Koproduktion „A House Made Of Splinters“ (Final Cut for Real) wurde beim Sundance Film Festival 2022 mit dem Regie-Preis in der Kategorie „Internationaler Dokumentarfilm“ ausgezeichnet. Für den Dokumentarfilm war Simon Lereng Wilmont immer wieder im Osten der Ukraine unterwegs, um den Alltag im Kinderheim Priyut in Luhansk zu filmen. Hier kommen zeitweise Kinder unter, deren Familien aufgrund von Armut, Alkoholismus und/oder Gewalt nicht (mehr) für sie sorgen können. Der Film wird erstmals anlässlich der Programm-Präsentation von CPH:DOX am 4. März 2022 im Kino gezeigt. Die daraus generierten Einnahmen gehen als Spende an die Organisation „Save the Children“, teilt das Festival mit.

Genereller Hinweis zum Screening

Das CPH:DOX 2022 findet vom 23. März bis 3. April hybrid statt. Die Kino-Vorstellungen werden flankiert von ausgewählten Online-Screenings, die allerdings aufgrund des Geo-Blockings nicht ohne Weiteres für Publikum außerhalb Dänemarks zugänglich sind. Das gesamte Programm ist auf der Homepage von CPH:DOX zu finden.

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Elisa Reznicek
Elisa Reznicek leitet die Online-Redaktion beim Haus des Dokumentarfilms und ist für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Hauses zuständig.
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