Szene aus »Homo sapiens« © ZDF/Nikolaus Geyrhalter

»Homo Sapiens« von Nikolaus Geyrhalter

Wenn der Mensch einmal gegangen sein wird: Ein besonderes Beispiel, wie allein durch die pure und unkommentierte Abbildung von Wirklichkeit Zuschauer zu einer tieferen Erkenntnis gelangen, ist der Film »Homo sapiens« von Nikolaus Geyrhalter, den 3sat noch bis zum 17.11.18 in der Mediathek zeigt. Der Film hatte auf der Berlinale 2016 Premiere. In einem postapokalyptisches Szenario zeigt der Österreichische Filmemacher, wie sich die Natur den von Menschen aufgegebenen Raum zurückerobert.

Dokumentarfilmer Nikolaus Geyrhalter entwirft in fantastischen Bildern und mittels eines hypnotischen Sounddesigns das Panorama einer Welt, die den Menschen nicht braucht, und macht vorstellbar, wie es sich anfühlt und anhört, wenn die Zivilisation sich überlebt hat. Dabei verzichtet er auf Kommentare und wirft den Zuschauer damit auf sich selbst zurück. Das führt zu der Erkenntnis, wie drastisch der Eingriff des Menschen in die Natur ist und welche Konsequenzen unsere Lebensweise für die Umwelt hat. Es führt aber auch zu der Frage: Wäre die Welt ohne den Menschen eine bessere?


»Homo sapiens« (3sat-Mediathek)

(Video laut Sender abrufbar bis 17. November 2018)

Das Werk besteht aus einer Aneinanderreihung von Aufnahmen mit einem festen Kamerastandpunkt, von Orten, die von Menschen verlassen oder verwüstet wurden – Kirchen, Krankenhäuser, Veranstaltungsräume, Ruinen, die von der Natur zurückerobert werden. Es gibt keine Musik. Bewegung im Bild und Ton entstehen durch im Wind flatternde Blätter, Plastikfolien, Fensterläden oder durch Vögel. Ein Film über die Zerbrechlichkeit unseres menschlichen Daseins. Zurück bleiben postapokalyptische Impressionen, die die Endlichkeit unseres Lebens und der Menschheit tief eindrücklich machen.

Der Film benötigt eigentlich die große Leinwand – das Kino. Aber auch im Fernsehen ist die stille Wucht dieses Werkes wortwörtlich umwerfend. Ein 89 Minuten langes, fast schon meditatives Werk über Vergänglichkeit und Beharrlichkeit, über das Gehen und das Danachkommende.

(Thomas Schneider – mit Material von 3sat)

image_pdfAls PDF speichernimage_printDrucken
Redaktion
Wir, die Redaktion von dokumentarfilm.info, versorgen Sie regelmäßig mit News, Artikeln und Hintergründen rund um den Dokumentarfilm.
Facebook
Twitter

Dies könnte Sie auch interessieren:

»Unser täglich Brot« von Nikolaus Geyrhalter

Wie am Fließband unser Essen fabriziert wird: Im Jahre 2005 gelang dem Österreicher Filmemacher Nikolaus Geyrhalter mit »Unser täglich Brot« (bei 3sat noch bis 27. November 2018 in der Mediathek) ein bis heute eindringlicher Dokumentarfilm auf hohem künstlerischen Niveau und zugleich mit aufklärender Wirkung zu Fragen und Realitäten der (Massen-)Lebensmittelproduktion. Das Werk war unter anderem für den Europäischen Filmpreis 2006 nominiert und wurde mit einem Grimme-Preis 2008 ausgezeichnet.

»Erde« von Nikolaus Geyrhalter

Mehrere Milliarden Tonnen Erde werden durch Menschen jährlich bewegt – mit Schaufeln, Baggern oder Dynamit. In seinem neuen Dokumentarfilm beobachtet der Österreicher Nikolaus Geyrhalter in Minen, Steinbrüchen, Großbaustellen Menschen bei ihrem ständigen Kampf, sich den blauen Planeten anzueignen.

Unsere DOK Premiere im Dezember 2019: »Erde« von Nikolaus Geyrhalter
Unsere DOK Premiere im Dezember 2019: »Erde« von Nikolaus Geyrhalter. In sieben Kapiteln führt der Filmemacher an Stätten des Tage- und des Tiefbaus in Europa und Nordamerika, die sonst nur schwer zugänglich sind.
»Scala Adieu – von Windeln verweht« von Douglas Wolfsperger

17.4.2019, 19.30 Uhr, Kino Caligari Ludwigsburg

Kartenreservierung:

www.kinokult.de/reservieren 

Eine Stadt, ein Kino und ein Abschied wider Willen. In Konstanz, der »Perle am Bodensee«, eröffnete 2017 die fünfte dm-Filiale, der größten Drogeriemarktkette Europas. Denn die Geschäfte laufen – auch dank der Nähe zur Schweiz – exzeptionell.