Geschichtsdoku-Tipps für den Monat August 2023

Die historischen Dokus, die wir für den August empfehlen, konzentrieren sich auf zentrale Ereignisse der deutschen Geschichte. Vom Widerstand gegen Nazi-Deutschland über den Anfang des Kalten Krieges und den Kampf gegen die RAF bis zu einem Wirtschaftsskandal in den 1990er Jahren.

„Kalter Krieg in Bewegung: Europa 1952/53“

Sieben Jahre nach Ende das Zweiten Weltkriegs waren die meisten Trümmer beseitigt und der Boden bereitet, um neue Wege zu gehen. Auf der einen Seite verfestigte sich der Ostblock unter dem stalinistischen Entwurf des Kommunismus. Der Einfluss Moskaus auf die Satellitenstaaten verstärkte sich und etwaige Widerstände wurden niedergeschlagen. Auf der anderen Seite des „Eisernen Vorhangs“ verfolgten die europäischen Demokratien eine kapitalistische Vision individueller Freiheit. Dazu zählte auch eine enge wirtschaftliche Zusammenarbeit, die ihren Anfang in der Montanunion nahm.

In seinem Dokumentarfilm „Kalter Krieg in Bewegung: Europa 1952/53“ zeichnet Mathias Haentjes diese turbulente formative Phase Europas nach. Wie haben sich die Lebensentwürfe in Ost und West verfestigt und von welchen politischen Entscheidungen wurden die Entwicklungen getrieben? Das sind die zentralen Fragen, denen Haentjes mit Archivmaterial und Zeitzeug:innen-Interviews nachgeht. So entsteht ein erhellendes Kaleidoskop einer Zeit, in der die Weichen gestellt worden sind für die weitere Entwicklung des europäischen Kontinents.

  • Sendetermin: Dienstag, 08.08.2023, um 20:15 Uhr auf Arte (Erstausstrahlung) und vom 01.08.2023 bis zum 05.11.2023 in der Arte-Mediathek.
  • Credits: „Kalter Krieg in Bewegung: Europa 1952/53“, ein Dokumentarfilm von Mathias Haentjes. Eine Produktion von TAG/TRAUM Filmproduktion im Auftrag des WDR in Zusammenarbeit mit Arte.

„Résistance. Im Dienste seiner Majestät“

Am achten August zeigt Arte zwei neue Episoden der seit 2019 laufenden historischen Doku-Reihe „Geschehen, neu gesehen. – Wahre Geschichte“. Zum einen „Nazis, made in Austria“ über den österreichischen Nationalsozialismus Ende der 1920er Jahre (21:45 Uhr). Zum anderen „Résistance. Im Dienste seiner Majestät“ direkt im Anschluss (22:40 Uhr). Diese zweite Episode ist besonders empfehlenswert. Sie thematisiert, wie eine neu gegründete britische Spezialeinheit (Special Operations Executive, kurz: SOE) die Widerstandsbewegungen gegen die deutschen Besatzer auf dem europäischen Festland mit Waffen versorgte und sogar ausbildete. Ein bisher wenig bekannter Aspekt des Zweiten Weltkriegs.

Dies ist die Grundidee der Reihe „Geschehen, neu gesehen. – Wahre Geschichte“: einen alternativen Blick auf vermeintlich vertraute historische Ereignisse werfen und neue Erkenntnisse zu präsentieren. Dabei arbeiten die Beiträge zur Reihe mit Archivaufnahmen, Grafiken und einem Off-Kommentar und verzichten auf Interviewsequenzen. Neben den beiden Episoden am 08.08.23 wiederholt Arte eine Woche später, am 15.08.23, ab 20:15 Uhr zwei Beiträge vom Anfang diesen Jahres. „Immobilien-Blase – Europa und die Subprime-Krise“ beleuchtet die Auswirkungen der Bankenkrise von 2008 auf Europa, während „Jerusalem – Moskau. Eine fruchtbare Beziehung“ die Beteiligung Stalins an der Gründung Israels in den Fokus rückt.

  • Sendetermin: Dienstag, 08.08.2023, um 22:40 Uhr auf Arte (Erstausstrahlung) und vom 01.08.2023 bis zum 13.10.2023 in der Arte-Mediathek.
  • Credits: „Résistance. Im Dienste seiner Majestät“, eine Dokumentation von Cécile Coolen aus der Doku-Reihe „Geschehen, neu gesehen. – Wahre Geschichte“. Eine Produktion von Cinétévé in Koproduktion mit Arte France.

„Deutsche Schicksalsjahre – Kampf gegen den linken Terror“

Die Rote-Armee-Fraktion (RAF) existierte für 28 Jahre, von 1970 bis 1998. In der Terra X History Doku „Deutsche Schicksalsjahre – Kampf gegen den linken Terror“ wird diese Zeit in kompakten 45 Minuten nacherzählt. Im Mittelpunkt steht dabei der „Deutsche Herbst“ von 1977, während die Jahre danach knapp zusammengefasst werden.

Aus der Perspektive der Ermittler:innen wird von den verschiedenen Fahndungsmaßnahmen und der Gründung der GSG 9 der Bundespolizei berichtet. Ergänzt werden diese Interviews um Archivaufnahmen und Einspieler aus fiktionalen Produktionen, wie „Aktenzeichen XY“ oder „Der Baader Meinhof Komplex“. Für eine ausführlichere Auseinandersetzung mit der RAF hat das ZDF die sechsteilige Dokuserie „Die Geschichte der RAF“ wieder in die Mediathek aufgenommen.

  • Sendetermin: Sonntag, 20.08.2023, 23:45 Uhr im ZDF (Erstausstrahlung) und vom 19.08.2023 bis zum 19.08.2028 in der ZDF-Mediathek.
  • Credits: Credits: „Deutsche Schicksalsjahre – Kampf gegen den linken Terror“, eine Dokumentation von Uli Weidenbach. Eine Produktion von Montage + in Koproduktion mit dem ZDF.

„Das Milliardending“

Mit „Das Milliardending“ hat der WDR einen Film zwischen True-Crime und Geschichtsdoku produziert. Erzählt wird vom Aufstieg und Fall der Balsam AG, einem Hersteller von Sportbodenbelägen aus Steinhagen bei Bielefeld, in den 1980er und 1990er Jahren. Um die Bilanzen zu beschönigen, hatte sich die Unternehmensführung dazu entschieden, gefälschte Rechnungen auszustellen. Als dies herauskam, sollte Ihnen der Prozess gemacht werden. Doch einer der Beteiligten täuschte 1998 seinen Suizid vor und tauchte unter. Der Anfang einer Jagd über mehrere Kontinente.

Simone Schillinger inszeniert ihren Film äußerst spannend und arbeitet sowohl mit Reenactments als auch Archivmaterial. Zahlreiche Zeitzeug:innen kommen zu Wort, nicht nur auf Seiten der Mitarbeiterschaft, sondern auch auf Seiten der Behörden. Die ARD strahlt den Film am 21.08.23 in einer Kurzfassung aus. In der Arte-Mediathek ist auch eine aus zwei Teilen bestehende Langfassung unter dem Titel „Der Milliarden-Coup“ verfügbar.

  • Sendetermin: Montag, 21.08.2023, 23:15 Uhr in der ARD (Erstausstrahlung) und vom 21.08.2023 bis zum 21.08.2024 In der ARD-Mediathek.
  • Credits: „Das Milliardending“, ein Dokumentarfilm von Simone Schillinger. Eine Produktion von Tangram International im Auftrag des WDR gemeinsam mit Arte.
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Picture of Daniel Artur Schindler
Daniel Artur Schindler ist Kurator der Landesfilmsammlung Baden-Württemberg im Haus des Dokumentarfilms. In der Online-Redaktion ist er verantwortlich für die monatlichen Geschichtsdoku-Tipps.
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