Bild eines Mannes der auf ein Tal herabblickt

»This Mountain Life – Die Magie der Berge«

Berge und Höhen faszinieren viele Menschen. Bergwandern und Bergsteigen ist ebenso wie das Skifahren und Skaten zu einem Massensport geworden.

Die kanadische Provinz British Columbia, gleich unter Alaska gelegen, besteht zu 75% aus Bergen, die noch zumal schwer zugänglich sind. Von daher bieten sie besondere Herausforderungen, aber auch spektakuläre Bilder. Grant Baldwin, der sowohl die Regie, die Kamera, den Schnitt und die Musikkomposition übernommen hat, porträtiert in dem Dokumentarfilm »This Mountain Life« einige Menschen, die eine ganz besondere Leidenschaft für die Berge teilen.

Im Mittelpunkt stehen Martina und ihre 60jährige Mutter Tania, die sich nach langer Vorbereitung auf eine sechsmonatige Wanderung durch die Küstenberge begeben von Vancouver nach Alaska. Die Strecke beträgt 2.300 Kilometer, die sie laufen klettern und Skifahren und gegen die widrigsten Wetterverhältnisse ankämpfen. Ob die Temperaturen bis zu minus 35 Grad fallen, es stürmt und schneit oder es tagelang regnet – sie geben nicht auf. Die Überwindung eines Flusses kann sie schon mal einen ganzen Tag kosten. Sie lassen sich an der Strecke Lebensmittelkisten liefern, die von einem Flugzeug abgeworfen werden. Die kritischste Situation ist, als sie trotz zwei Tage intensiver Suche die Kiste nicht finden und ihre Vorräte ausgehen. Schließlich bringt ein Hubschrauber – dessen Flug teuer bezahlt werden muss – ihnen neue Lebensmittel. Das Filmteam hat sie mehrmals begleitet und zum Teil haben sie auch selbst Aufnahmen gemacht. Eine Eishöhle, die sie entdeckt haben, wurden nachträglich noch einmal besucht, um professionelle Aufnahmen zu bekommen. Er hat zwei Jahre an dem Film gearbeitet, bekennt allerdings auch freimütig, dass er einen solchen Film nicht noch einmal drehen will.

Außerdem werden weitere Menschen vorgestellt, die den Bergen verfallen sind. Der Film beginnt mit einem Künstler, der mit seinen Schneeschuhen riesige Bilder in den unberührten Schnee malt, die vor allem in den Drohnenaufnahmen wirken und ihre ganze Schönheit entfalten. In den Bergen hat sich ein Kloster angesiedelt, um Gott nahe zu sein. Eine der Nonnen war eine erfolgreiche Langläuferin und pest noch immer mit Schwung über die freien Flächen. Ein Bergführer mit indianischem Ursprung ist Erstbesteiger vieler dieser Gipfel. Ein Künstlerehepaar hat sich ein originelles Haus gebaut und sich von der Umwelt abgekapselt. Sie leben im Einklang mit der Natur und bekommen regelmäßig Besuch von Bären. Spektakulär die Re-Inszenierung eines Lawinenunglücks, bei dem ein Freund des Regisseurs vier Meter verschüttet war und nur durch das schnelle Eingreifen seiner Begleiter gerettet werden konnte. Dies einschneidende Ereignis war der ursprüngliche Auslöser für den Film. Geht es um die Erinnerungen an das eigene Leben oder wichtige Erfahrungen, werden die Szenen kunstvoll animiert. Diese Sequenzen passen sich in ihrem Stil gut in den Film ein. Baldwin setzt immer wieder Tricks ein, wenn beispielsweise sich ein verschneiter Wald übergangslos in einen grünen verwandelt. Dies war nur am Computer möglich. Ziel des Regisseurs war es, mit seinen außergewöhnlichen Bildern den Zuschauern die Magie der Berge zu vermitteln. Dies ist ihm in hervorragender Weise gelungen und wird Liebhaber der Berge begeistern.

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Kay Hoffmann
Dr. Kay Hoffmann ist Studienleiter Wissenschaft im HDF und Gesamtkoordinator des DFG-Projekts „Geschichte des dokumentarischen Films in Deutschland 1945-2005“. Zusätzlich ist er seit langem Kurator der erfolgreichen DOK Premieren in Ludwigsburg.
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