Ranzengarde 1928

Historisches Filmprogramm in der Freiburger Museumsnacht

Zum zweiten Mal beteiligte sich in diesem Jahr das Kommunale Kino Freiburg an der Freiburger Museumsnacht. Neben dem Bundesarchiv lieferte auch das Haus des Dokumentarfilms historische Filme zu Freiburg aus der Landesfilmsammlung Baden-Württemberg. Außerdem präsentierte sich das deutsch-französische Interreg-Projekt »RhInédits. Amateurfilm am Oberrhein«.

Rosenmontagszug 1928. Die Ranzengarde des Männergesangsvereins »Concordia« sammelt Rekruten ein und bringt sie zum Wiehrebahnhof, in dem sich viele Jahre später das Kommunale Kino befinden wird, mit einem Expresszug aus Berlin nach Freiburg. Dort werden die Rekruten vor dem Theater in Anwesenheit von Prinz Karneval vereidigt. Dann geht es im Umzug durch die Stadt. Zu diesem vor 90 Jahren entstandenen Film, hat Jörg Schöning, der das historische Filmprogramm kuratierte, die Details recherchiert. So konnte er den Zuschauerinnen und Zuschauern von heute auch erklären, dass der Umzug von Barackenbewohnern aus Herdern genutzt wurde, um mit einem eigenen Wagen auf ihre prekäre soziale Lage aufmerksam zu machen. Davon sind allerdings leider keine filmischen Aufnahmen erhalten.

Außerdem wurden in der Freiburger Museumsnacht frühe Filme der Freiburger Produktionsfirma Weltkinematograph um 1910 gezeigt, die den Zuschauerinnen und Zuschauern eine Zeitreise 100 Jahre zurück ermöglichte. Die Stummfilme wurden von dem bekannten Komponisten und Stummfilmmusiker Günter Buchwald auf dem Klavier gekonnt begleitet. Vor den Filmprogrammen lief der Trailer des deutsch-französischen Interreg-Projektes »RhInédits. Amateurfilm am Oberrhein« und Kay Hoffmann, der für das Haus des Dokumentarfilms Stuttgart und das Projekt arbeitet, stellte kurz das Projekt und seine Ziele vor. Das Koki Freiburg ist Partner des Projektes.

Im zweiten Filmblock wurde ein Amateurfilm von Helmut Eckert über die Festwoche zum 850jährigen Stadtjubiläum 1970 gezeigt. Er war zwar vertont, doch Jörg Schöning lieferte noch zahlreiche zusätzliche Details und Einordnungen zum Film. Den Abschluss bildeten zwei Filme des Ulmer Filminstituts über den Alltag an der Freiburger Universität um 1968/69, die schon in der Reihe zu 1968 zu sehen waren.

Am 6. Oktober wird es im Kommunalen Kino einen Home Movie Day geben, bei dem vor allem Filme zur Anti-Atom-Bewegung und den Protesten in Whyl und Markolzheim in den 1970er und 1980er Jahren gesucht sind. Dazu wird es ein entsprechendes Programm mit Filmen aus Deutschland und Frankreich geben.

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Kay Hoffmann
Dr. Kay Hoffmann ist Studienleiter Wissenschaft im HDF und Gesamtkoordinator des DFG-Projekts „Geschichte des dokumentarischen Films in Deutschland 1945-2005“. Zusätzlich ist er seit langem Kurator der erfolgreichen DOK Premieren in Ludwigsburg.
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