Greta Thunberg sitzt während ihres Schulstreiks vor einem Gebäude. (Foto: B-Reel Films)

Themenwoche #WieLeben: „Ich bin Greta“ im Ersten

Regisseur Nathan Grossman und ein kleines Team begleiteten Greta ein Jahr lang. Der Beginn der Dreharbeiten war ein glücklicher Zufall: „Ich habe den Tipp von einem Freund bekommen, der Gretas Familie kennt. Und ich beschäftige mich auch mit dem Klimawandel; also dachte ich mir, da geh ich mal mit der Kamera hin und schaue, ob etwas Interessantes passiert. Sie saß da allein und ich hab sie gefragt, ob ich ihr ein Mikro anstecken darf. So ging das Ganze los”, erinnert sich Grossman.

Damals war überhaupt noch nicht vorhersehbar, was sich aus diesem Einzelprotest entwickelt. Als Greta von einer Passantin gefragt wird, ob es nicht besser wäre, in die Schule zu gehen, antwortet sie: „Wozu lernen für eine Welt, in der es keine Zukunft gibt?“.

Jeder Einzelne kann etwas bewirken

Greta Thunberg vor einem Gebäude. (Foto: B-Reel Films)Der Film dokumentiert Gretas Aufstieg zur Ikone des Kampfes gegen die Erderwärmung, die Politikern und der Wirtschaft immer wieder die Leviten liest. Mit einem erstaunlichen Fachwissen will sie die Akteure wachrütteln. Denn es geht um nichts weniger als die Rettung unseres Planeten.

Inzwischen wurde Greta Thunberg mit dem „Alternativen Nobelpreis“ und dem Menschenrechtspreis von „Amnesty International“ ausgezeichnet. Das amerikanische „Time Magazine“ erklärte sie zur Person des Jahres. Sie ist die Jüngste, die damit geehrt wurde.

Greta Thunberg geht es um die Sache

Andere Jugendliche gieren nach Ruhm in der heutigen omnipräsenten Medienwelt. Greta hat ihn, aber man merkt, dass es ihr unangenehm ist, wenn Menschen unbedingt ein Selfie mit ihr machen wollen. Sie ist nicht eitel, sondern ihr geht es allein um die Sache. Von daher verzweifelt sie an Politikern, die große Reden über die Rettung der Welt halten, aber nichts Konkretes tun.

Greta wird auf viele Foren eingeladen, aber spürt sehr schnell, ob sie mit ihrer Botschaft erfolgreich ist. Die Leugnung wissenschaftlicher Erkenntnisse macht sie richtig wütend. Von Politikern wie Donald Trump, der die Klimaerwärmung für linke Propaganda hält, wurde sie zur absoluten Hassfigur erklärt. Da der Film „Ich bin Greta“ auch private Momente zeigt, wird deutlich, dass es sie bedrückt, was alles von ihr erwartet wird und welche Last auf ihren Schultern liegt.

Aus Schulprotest wird eine globale Bewegung

Filmstill aus "Ich bin Greta" über die Klimaaktivstin Greta Thunberg, hier bei einer Demonstration während des Schulstreiks fürs Klima zu sehen (Foto: B-Reel Films)

Gretas Eltern unterstützen sie bei ihrem Protest, benutzen sie aber nicht für ihre Zwecke, wie von ihren Gegnern immer wieder kolportiert. Sie hat das Asperger Syndrom und litt in der Vergangenheit daran, dass sie keine Freunde und teilweise depressive Phasen hatte. Das ist nun vorbei.

Trotz der persönlichen Einblicke ist es keine sentimentale Homestory geworden. Für Gänsehaut sorgen Momente, die zeigen, welche Kraft die Bewegung „Fridays for Future“ geweckt hat, das Thema auf die politische Agenda zu setzen. Denn aus der Einzelnen ist eine Bewegung von 7 Millionen geworden. Ein Beweis, dass persönliches Engagement doch etwas bewirken kann. Vor allem würdigt „Ich bin Greta“ ihren Kampf gegen die Klimaerwärmung, auf den sie sich völlig konzentriert. Im Moment wird das Thema überlagert von Corona, bleibt aber existentiell, denn es geht um die Zukunft der Erde.

Ausstrahlung von „Ich bin Greta“ in der ARD

Der Film „Ich bin Greta“ lief auf dem Filmfestival in Venedig und wurde am 16. Oktober am „Fridays for Future“
Tag in über 300 Kinos in Deutschland und weltweit gezeigt. Nun läuft er am Montag, den 16. November um 23.20 Uhr in der ARD im Rahmen der Themenwoche #WieLeben. Er ist eine internationale Koproduktion, u. a. mit dem WDR, SWR und RBB.

Außerdem ist der Film aktuell in der ARD-Mediathek zu sehen.

image_pdfAls PDF speichernimage_printDrucken
Kay Hoffmann
Dr. Kay Hoffmann ist Studienleiter Wissenschaft im HDF und Gesamtkoordinator des DFG-Projekts „Geschichte des dokumentarischen Films in Deutschland 1945-2005“. Zusätzlich ist er seit langem Kurator der erfolgreichen DOK Premieren in Ludwigsburg.
Facebook
Twitter

Dies könnte Sie auch interessieren:

Deutscher Dokumentarfilmpreis für ICH BIN GRETA
Der vom SWR und der MFG gestiftete Deutsche Dokumentarfilmpreis geht 2021 an ICH BIN GRETA von Nathan Grossman. Den Förderpreis vom Haus des Dokumentarfilms bekommt WAS TUN von Michael Kranz. Die Online-Preisverleihung fand am 18.6.2021 im Rahmen des SWR Doku Festivals statt.
»Ich bin Ingrid Bergman«

Sie war eine Jahrhundertschauspielerin und entzückt heute noch, mehr als hundert Jahre nach ihrer Geburt und ein Vierteljahrhundert nach ihrem Tod die Welt. Sie war aber auch ein rastloser Weltstar auf der Flucht. Der im Frühjahr 2015 in Cannes uraufgeführte Dokumentarfilm »Ich bin Ingrid Bergmann« wurde vielfach prämiert und ist heute, am 103. Geburtstag des Weltstars, ein echtes filmisches Juwel. Arte zeigt den knapp zwei Stunden langen schwedischen Film bis 5. Mai 2018 in der Mediathek und wiederholt ihn in der Nacht zum 6. Mai 2018 live im TV.

Am 25.01. startete der DOKVILLE-Gast »Warum ich hier bin« in den Kinos

Die beiden Regisseurinnen Susanne Mi-Son Quester und Mieko Azuma sowie Simon Steinhorst und Franziska Poike, die die Animation zweier Charaktere übernahmen, waren 2019 Gast bei Dokville. Im Panel »Aus dem Leben gegriffen – Trickfilmdokus für ein junges Publikum« stellten sie »Warum ich hier bin« vor.

#WieLeben: Doku-Highlights der ARD-Themenwoche
Die ARD-Themenwoche steht ab dem 15.11.2020 unter dem Motto #WieLeben. „Auf dem Weg aus der Krise geht es nun darum, Konsequenzen zu ziehen und Weichen zu stellen“, so der Sender, der auch Dokus zu Klimawandel, Nachhaltigkeit und Aktivismus zeigt.