MY STOLEN PLANET gewinnt Roman Brodmann Preis 2024

Farahnaz Sharifi gewinnt mit MY STOLEN PLANET (JYOTI Film, Farzad Pak / Pak Film (Koproduzent), Produzent:innen: Anke Petersen, Lilian Tietjen, Farzad Pak) den Roman Brodmann Preis 2024. Der mit 10.000€ dotierte Preis vom Haus des Dokumentarfilms geht an einen herausragenden politischen Dokumentarfilm. Sibylle Hanau-Brodmann, Tochter von Roman Brodmann, übergab den Preis am Abend des 19. April in der gastgebenden Landesvertretung Rheinland-Pfalz beim Bund in Berlin. Die in Hamburg lebende Exil-Iranerin Farahnaz Sharifi nahm den Preis persönlich entgegen. 

Ulrich Stein, Ulrike Becker und Sibylle Hanau-Brodmann
Ulrich Stein, Ulrike Becker und Sibylle Hanau-Brodmann bei der Verlautbarung des Gewinnerfilms.
Monika Preischl im Filmgespräch mit der Preisträgerin Farahnaz Sharifi.
Monika Preischl im Filmgespräch mit der Preisträgerin Farahnaz Sharifi.

Der Kinodokumentarfilm MY STOLEN PLANET (OT: SAYYAREYE  DOZDIDE SHODEYE MAN) hatte seine Uraufführung auf der diesjährigen Berlinale. Die Regisseurin erzählt darin ihr Leben im Iran und ihren persönlichen Widerstand gegen das Mullah-Regime. Schon als Siebenjährige betrachtet die in Teheran Aufgewachsene den Hidschab, den sie außerhalb des eigenen Zuhauses zu tragen gezwungen ist, als Symbol für Repression.

Trailer MY STOLEN PLANET

https://www.youtube.com/watch?v=_TNVmAcAKEM

Kinostart: voraussichtlich Herbst 2024.

MY STOLEN PLANET ist persönlich, politisch und poetisch – Farahnaz Sharifi gelingt eine einzigartige ästhetische Kombination von Bilder-Montage, sprachlicher Erzählung und Musik. Es entsteht ein Resonanzraum, der eine große Trauer vermittelt und dem Publikum gleichzeitig erschreckende Erkenntnis sowie tiefe emotionale Beteiligung ermöglicht.

Fazit der Jury

Farahnaz Sharifi gibt bei der Preisverleihung ein Statement ab

I’m really, really grateful about this award. It means a lot to me. Thank you.
I’d like to share a very beautiful and inspiring sentence that once Sepideh Rashnu, a very brave Iranian woman said. She said: “The only more beautiful thing than freedom itself is standing for freedom.” Thank you so much.

Statement der Preisträgerin

Farahnaz Sharifi stellt den Drangsalierungen durch das Regime den Blick auf den privaten Iran gegenüber. Sie montiert Bilder von Familienalltag, Festen und Partys aus ihren eigenen Video-Archiv zusammen mit aufgekauften, anonymen Amateuraufnahmen, die sie im Basar und auf Flohmärkten gefunden hat. Immer wieder sieht man auf den teils beschädigten 8mm-Filmen Iraner und Irannerinnen ausgelassen tanzen und singen. Der Tanz, der im Mullah-Staat nur im Schutz der eigenen vier Wände möglich ist, wird in Sharifis Film zum Symbol für Freiheit, für Widerstand und Resilienz.




Vorstellung der nominierten Filme

Roman Brodmann Preis 2024 – Nominierungen

Für den vom Haus des Dokumentarfilms · Europäisches Medienforum Stuttgart e.V. (HDF) und dem Institut für Medien- und Kommunikationspolitik (IfM) zum dritten Mal vergebenen Roman Brodmann Preis waren rund 130 Einreichungen eingegangen, darunter sieben abendfüllende Dokfilme, eine Doku-Trilogie und eine Doku-Serie.

„Die Einreichungen zeigen, wie vielfältig, zeitkritisch und aktuell das dokumentarische Genre ist. Ob abendfüllender Dokumentarfilm, Doku-Serie oder Dokumentation, sie reflektieren gesellschaftliche Missstände, politische Krisen und Konflikte sowie die hybriden Kriege, die die Öffentlichkeit derzeit so erschüttern.“

Fazit der Vorjury

Titel Regisseur:in/Autor:in Produktionsfirma Koproduzierende/r Sender
Capital B. Wem gehört Berlin? Florian Opitz Port au Prince Film & Kultur Produktion, Fruitmarket Kultur und Medien Arte, rbb, WDR
Das leere Grab Agnes Lisa Wegner & Cece Mlay kurhaus Production, Kijiweni Productions ZDF – Das kleine Fernsehspiel
Einhundertvier Jonathan Schörnig Uwe Nitschke, Adrian Then
Einzeltäter-Trilogie
(1: München, 2: Halle, 3: Hanau)
Julian Vogel CORSO Film Stuttgart ZDF – Das kleine Fernsehspiel
Exile Never Ends Bahar Bektas Pink Shadow Films ZDF – Das kleine Fernsehspiel
Kash Kash – Ohne Federn können wir nicht leben Lea Najjar FFL Film- und Fernseh-Labor Ludwigsburg SWR
My Stolen Planet Farahnaz Sharifi JYOTI Film, Farzad Pak/ Pak Film (Koproduzent)
Supernova: The Music Festival Massacre Duki Dror, Yossi Bloch, Steven Galling gebrueder beetz Filmproduktion, Zygote Films ZDF, Arte, DW
Watching You – Die Welt von Palantir und Alex Karp Klaus Stern sternfilm hr, WDR, rbb
White Angel – Das Ende von Marinka Arndt Ginzel Journalistenbüro Ginzel • Kraushaar • Datt ZDF

Vorjury

Die Vorjury tagte am 21. März 2024. Ihr gehörten folgende Personen an:

  • Nicole Ackermann (Produzentin und Verleiherin, Vorstandsvorsitzende WIFT Germany)
  • Shaheen Dill Riaz (Regisseur, Kameramann)
  • Sigrid Faltin (Autorin und Regisseurin White Pepper)
  • Nora Frerichmann (Medienjournalistin)
  • Goggo Gensch (Filmemacher und Kurator)
  • Heike Hupertz (Journalistin)
  • René Martens (Medienjournalist)
  • Samir Nasr (Regisseur)
  • Dshamilja Paetzold (Projektmanagerin IFM)
  • Holger Schmidt (SWR-Redaktionsleiter Datenjournalismus und Reporter/ARD-Terrorismusexperte)
  • Maggie Schnaudt (Redaktionelle Mitarbeiterin HDF)
  • Margrit Schreiber-Brunner (Kuratorin und Jurorin)
  • Ulrich Stein (Produzent, Autor und Regisseur)
  • Klaudia Wick (Leiterin Audiovisuelles Erbe – Fernsehen Deutsche Kinemathek)

Hauptjury und Preisverleihung

Aus den zehn Nominierungen hat die Hauptjury den Gewinner des Roman Brodmann Preises 2024 gewählt und im Rahmen der feierlichen Preisvergabe am 19. April 2024 in der Landesvertretung Rheinland-Pfalz beim Bund in Berlin gekürt. Entsprechend seinen Statuten darf der Preis nicht geteilt werden. 

Mitglieder der Hauptjury:

  • Melanie Andernach (Produzentin und Drehbuchautorin) 
  • Andrew Bird (Film-Editor)
  • Ulrich Stein (Produzent, Autor und Regisseur)

Jury-Vorsitz: Ulrike Becker, Haus des Dokumentarfilms · Europäisches Medienforum Stuttgart e.V

Über den Roman Brodmann Preis und das Kolloquium

Der Roman Brodmann Preis und das gleichnamige Kolloquium wurden 2022 vom Haus des Dokumentarfilms und dem Institut für Medien- und Kommunikationspolitik (IfM) gemeinsam ins Leben gerufen. Der mit 10.000 € dotierte Roman Brodmann Preis würdigt den zeitkritischen Dokumentarfilm mit besonderer Autorenhandschrift. Er steht damit ganz im Geiste seines Namensgebers – dem Fernsehpionier Roman Brodmann, der als bekanntester Vertreter der Stuttgarter Schule gilt. Im begleitenden Kolloquium richtet sich das IfM mit Panels, Keynotes und Fachreferaten an die Dokumentarfilmbranche, Senderredaktionen und andere Medienschaffende.

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