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Einmarsch der Amerikaner in Nordbaden im April 1945. |
Annika Weißhaar, Online-Redakteurin im Haus des Dokumentarfilms, hat Anita Bindner zu dem Web-Projekt befragt. Fast sämtliche Bilder kommen aus dem Bestand der Landesfilmsammlung Baden-Württemberg, nur wenige andere Ausschnitte aus weiteren Archiven, etwa dem Bundesarchiv.
Acht Filme der Archivfilm-Reihe führen chronologisch durch die Jahre 1945-1952. Unmittelbar nach dem Krieg ist die Wohnungsnot in den kriegszerstörten Städten groß. Dazu stellen Flüchtlingsströme und Heimatvertriebene den Südwesten vor Herausforderungen. Lebensmittelrationalisierung und Brennstoffmangel prägen den Hungerwinter 1946/47.
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Pforzheim, kriegszerstört, nach dem Luftangriff 1945. |
Im Film "Heimat ist Arbeit": das Lager Schwertmühle in Esslingen 1949. |
Vier weitere Filme thematisieren mit „Sport und Spiel“, „Feste feiern“, „Reiselust“ und „Kinofieber“ die „schönen Seiten des Alltags, die Rückkehr von Normalität – bis hin zum Stolz der Deutschen auf das beginnende Wirtschaftswunder“, so Bindner. „Die Bilder dokumentieren das Leben in Dorf und Stadt, in der Familie, der Landwirtschaft und in der Fabrik. Aus historisch wissenschaftlicher Perspektive stellen Privatfilme einzigartige geschichtliche Quellen dar“, betont Anita Bindner. „Denn hauptsächlich sind Szenerien zu entdecken, die vor dem Fernsehzeitalter liegen.“
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Aufstreben ins Wirtschaftswunder: Automobilfabrikation bei Daimler-Benz in Sindelfingen 1949. |
Für die Arbeit an der Reihe standen „nicht die großen Ereignisse der Politik im Mittelpunkt, sondern der Zeitgeist und die Herausforderung, dass in den Aufnahmen das Lebensgefühl der Menschen erzählt wird“, beschreibt Anita Bindner. Städte mussten zu Kriegsende erst wiederaufgebaut werden, viele Menschen lebten in Trümmern. Aufnahmen aus Heilbronn und Pforzheim 1945 machen das im ersten Film „Kriegsende und Neubeginn“ deutlich.
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Das vom zweiten Weltkrieg zerstörte und zerbombte Heilbronn im Jahr 1945. |
„Um persönliche Momente festzuhalten, muss man ab und an auch unscharfe Bilder in Kauf nehmen. Beim Privatfilm besteht im Vergleich zu Wochenschaubeiträgen ein großes Spektrum hinsichtlich Materialeinsatz, Talent und Umsetzung. Hier gilt es, auch einmal technische Mängel zu akzeptieren.“
Ein wichtiger Aspekt bei der Bearbeitung von historischem Bewegtbild sei die Vertonung, „denn die Aufnahmen auf Normal 8 und 16 mm Film sind stumm“, sagt Anita Bindner. „Um diesen stummen Bildern Leben einzuhauchen, haben wir im Schnitt möglichst realistische Geräusche angelegt und mit Musik kombiniert. Wir haben Armin Büchele als Komponisten hinzugezogen, der mit der Vertonung historischer Filmbilder sehr erfahren ist. Das macht sehr viel aus, vor allem für den emotionalen Zugang.“
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Wiederaufbau: Arbeiter stellen 1946 das Baugerüst an der Straßenbrücke bei Besigheim auf. |
Eine Neuentdeckung unter den ihr sehr vertrauten Materialien der Landesfilmsammlung Baden-Württemberg war ein Bestand von Urlaubsfilmen, der von einer offenbar recht wohlhabenden Familie stammt. „Die Filmrollen wurden in der Landesfilmsammlung erst im Jahr 2020 archiviert und boten sich für das Projekt deshalb an, weil es sich um exzellente Farbaufnahmen handelt“, sagt Anita Bindner. Die Entdeckung von neuem Material und neuen Zugängen ist also auch nach vielen Jahren in der Landesfilmsammlung nie ausgeschlossen.
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Lydia Horn im Film „Heimat ist Arbeit“ (1949) über Heimatvertriebene im Nachkriegsdeutschland. |
Insgesamt zeigt sich Anita Bindner begeistert über die Vielfalt an Themen, die die Arbeit mit Privatfilm immer wieder hervorbringt – insbesondere aufgrund der beschränkten Möglichkeiten in der unmittelbaren Nachkriegszeit: „Wenn man sich vor Augen hält, welche Existenzsorgen die Menschen hatten, kann man mit der filmischen Überlieferung eigentlich sehr zufrieden sein.“
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Kinderfest in Reutlingen 1951. | Ausschnitt aus Knorr-Werbefilm. |
Bereits 1992 erarbeitete Anita Bindner als Volontärin beim Süddeutschen Rundfunk zwei Kataloge zum 40. Landesjubiläum. 2002 folgte zum Fünfzigsten zusammen mit Autor Fritz Schindler der 90-minütige Kompilationsfilm „O Heimatland – Filmschätze aus 100 Jahren Baden und Württemberg“. Zum Sechzigsten entstand mit Wilhelm Reschl die Dokumentation „Bewegte Heimat – Baden und Württemberg im Film“ als Ausstrahlung im SWR-Fernsehen. Dazu Anita Bindner: „In ‚Bewegte Heimat‘ konnten wir eine Reise durch das Land, die Zeit und den Film von 1896 bis 2012 unternehmen. 1896 gab es die ersten Filmaufnahmen aus Stuttgart. Und nun, zum Siebzigsten, gibt es die Nachkriegszeit online und kurz, in zwölf Videoclips.“
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Das Staufen Theater Göppingen, gut besucht durch Publikum 1950. | Liselotte Pulver u. O.W. Fischer in "Heidelberger Romanze" 1951. |
Nachdem die einzelnen Clips jeden Monat bis April 2022 auf landesfilmsammlung-bw.de präsentiert wurden, steht die gesamte Reihe noch ein Jahr lang online. Hier geht's zu den Videos.
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