»Bilderkrieg«

Mit dem Dokumentarfilm »Bilderkrieg« von Konstantin Flemig startete der Südwestrundfunk 2016 die damals 16. Staffel der Reihe »Junger Dokumentarfilm«. Der Dokumentarfilm von Konstantin Flemig und seinem Team der Filmakademie Baden-Württemberg folgt einem Protagonisten, der als Fotojournalist den Tod in Kriegsgebieten dokumentiert, aber selbst davon kaum leben kann. Krieg, heißt es an einer Stelle, interessiere keinen – ganz anders als zum Beispiel Katzen. Als Videostream bis 21. Dezember 2017 in der SWR Mediathek.

Sitzen vier Männer bei Chips und Flaschenbier am Tisch und machen Scherze. Ihr vorrangiges Gesprächsthema ist, wie sie besser als jetzt »Kohle machen« könnten. Hört sich ganz normal an? Ist es auch. Aber die vier sind Fotografen und ihr Job ist es, die Grausamkeiten in den Kriegs- und Krisengebieten dieser Welt zu dokumentieren. Durch die Sucher ihrer Kameras sehen Sie Dinge, die wir oft nicht ertragen könnten oder die, wenn sie uns doch erreichen, Abscheu und Schrecken auslösen. Da wirkt es also ein wenig komisch, dass die Gruppe beim Bier über ihre Arbeit so lässige Witze machen kann.


Bilderkrieg (SWR Mediathek)

(Video laut Sender abrufbar bis 21. Dezember 2017)

Szene aus »Bilderkrieg«©SWR / Benjamin Hiller

Szene aus »Bilderkrieg«©SWR / Benjamin Hiller

In diesen Widerspruch will Konstantin Flemig, Regisseur des Dokumentarfilms »Bilderkrieg«, in dem diese Szene zu sehen ist, aber gar nicht tiefer einsteigen. In seinem Film beschäftigt ihn eher die Frage, wie man diesen Job überhaupt machen kann. Denn, das zeigen die knapp 60 Minuten dieses Absolventenfilms der Filmakademie Baden-Württemberg, der die 16. Staffel der Reihe »Junger Dokumentarfilm« im Südwestrundfunk im Jahr 2017 eröffnete, als Kriegsfotograf hast Du ein Leben, vom dem Du nicht leben kannst. Fleming und sein Filmteam folgen Benjamin Hiller zu Einsätzen in Syrien, Ruanda und in den Irak. Sie zeigen, unter welchen Umständen – was auch heißt: mit welchen Unkosten – er sich »seine Bilder« erarbeiten muss. Die weit schwierigere Aufgabe allerdings ist, die Bilder dann auch zu verkaufen.

An diesen Stellen wird der »Bilderkrieg« zu einer Sozialreportage, denn der Fotograf rechnet vor, dass er für zahlreiche Abdrucke gerade einmal 86 Euro abrechnen konnte. Ein anderes Mal zeigt die Kamera eine Szene in einer Zeitungsredaktion. Nach langer Auswahl und Lobpreisung, wie toll das abgedruckte Bild den Artikel illustiere und erweitere, nennt die Redakteurin das bezahlte Honorar: 30 Euro.

Wo man für soviel Tod nur sowenig Leben bekommt, ist Sarkasmus nicht weit. Die Fotografen zu Hause beim Bier machen sich Gedanken, wie sie ihre Arbeit, die sie trotz allem wichtig finden, besser finanzieren könnten. Einer erklärt, man müsse für NGOs arbeiten – also für Hilfsorganisationen wie Amnesty International zum Beispiel. Ein anderer hat eine möglicherweise bessere Idee. Man müsse Katzen fotografieren. »Krieg interessiert kein Schwein«, sagt er. Aber: »Katzen schon.«