TV-Tipp 27.5.: Wo sie hingeht – und wieso

Tierdokumentationen sind und waren immer schon spannend. Grizmek in Afrika, Kieling in der Wildnis und Stern im deutschen Wald. Das sind die Klassiker von gestern und heute. Dass es auch eine Spur kleiner geht – nämlich ohne Auslandsreise, Tarnzelt und Octakopter-Aufnahmen aus der Luft -, beweist Martina Treusch in ihrer Doku »Wilde Miezen«, die Arte am Samstagabend in Erstausstrahlung zeigt. Darin geht es um die ungemein wichtige Fragen, was die Katze so macht, wenn sie rausgeht. Für Katzenbesitzer und -fans  ist dies ja eine der spannendsten Fragen des (Zusammen-)Lebens überhaupt.

Arte, 21:45 Uhr: Wilde Miezen – Katzen allein unterwegs

»Einmal Mäuschen sein« sagt man, wenn man gerne einmal jemanden ausspionieren würde und sich dann gerne so klein wie eine Maus machen möchte. Im Zusammenhang mit Katzen, das weiß jeder, der eine solche bei sich beheimatet, ist genau das die falsche Idee. Katzenmenschen wollen stattdessen lieber wissen, wo die Katze die vielen Mäuse herbringt. Drei in einer Nacht sind da keine Seltenheit.

Martina Treusch, die für den MDR die Doku »Wilde Miezen« realisiert hat, fand einen Weg, die Geheimnisse der Freigänger-Katzen zu lüften. Oder zumindest einige von ihnen. Wohin sind die Felliden unterwegs, wenn sie das Heim ihrer Mensch verlassen? Gehen sie immer den gleichen Weg? Treffen sie unterwegs andere Katzen? Und was machen sie überhaupt stundenlang da draussen, wo Hunde und Autos drohen, aber auch Abenteuer und eben Mäuse locken.

In Weimar begleitete das Filmteam einen über mehrere Wochen dauernden wissenschaftlichen Versuch. Dabei markierte eine junge Verhaltensforscherin zehn Katzen mit GPS-Halsbändern und wertete dann die Daten aus, die sie bei den Streifzügen der Tiere erhielt. Aus den Positionsdaten und mit den Erkenntnissen über das Alter und die Gewohnheiten des jeweiligen Tiers kann die Wissenschaftlerin interessante Erkenntnisse ableiten. Zum Beispiel, dass alle Katzen permanent ihr Revier ablaufen und markieren, aber dass die älteste unter ihnen nach einem durchaus intelligenten System ihr eigenes Revier in verschiedene Etappen unterteilt, die sie über mehrere Tage hinweg abarbeitet.

Der hier aufgezeigte Versuch ist keineswegs repräsentativ und es bleiben am Ende des 55 Minuten langen Filmes viele Fragen unbeantwortet – dennoch dürften die Besitzer der rund 12 Milliionen Katzen in Deutschland diese Sendung als eine der spannendsten Tierdokus der letzten Jahre wahrnehmen. Die Idee ist auf jeden Fall gut und viele der im Film auftauchenden Katzenbesitzer sind dann auch ganz baff, wenn sie erfahren, was ihre Katze denn im Freien wirklich so treibt. Ein bisschen mehr wissenschaftliche Tiefe über das Wesen der Katze hätte nicht geschadet, dann aber wohl den Zeitrahmen von einer knappen Stunde Gesamtlänge gesprengt.

Warum die Katze das Mausen nicht lässt, hätte uns ganz privat noch interessiert. Aber das einer der Weimarer Katzenbesitzer darüber klagt, dass seine Freigängerin rund 100 Mitbringsel im Jahr bei ihm ablädt, ließ uns dann milde lächeln. Gegen das, was die Katze des Autors so Nacht für Nacht leistet, ist der Nagerschreck aus der Goethestadt doch eher ein zahmes Tigerchen.

Dokumentation
Deutschland 2016,  52 Minuten
Regie: Martina Treusch
Produktion: Hoferichter & Jacobs / MDR

Weitere Sendetermine bei Arte:
Donnerstag, 8. Juni 2017 um 15.55 Uhr und
Samstag, 10. Juni 2017 um 06.55 Uhr