Neue Dokus – Kinostarts vom 06. bis 30. November
NEUE DOKUS – Kinostarts vom 06. bis 30. November 2025
Vom 06.11.–27.11.25 laufen elf Dokumentarfilme im Kino an. Mit dabei sind MANCHE MÖGEN’S FALSCH, DAS UNGESAGTE, INVISIBLE PEOPLE und DER TOD IST EIN ARSCHLOCH.
DAS UNGESAGTE
Regie: Patricia Hector, Lothar Herzog
Kinostart: 06.11.25
Die meisten Deutschen, die mit dem Nationalsozialismus sympathisierten, Mitläufer oder Mittäter waren, haben nach 1945 nie wieder über diese Zeit gesprochen. Dem Krieg und dem Holocaust folgte eine Zeit des kollektiven Beschweigens. Patricia Hector und Lothar Herzog haben für ihren Dokumentarfilm DAS UNGESAGTE elf hochbetagte Männer und Frauen intensiv befragt, wie sie die NS-Zeit erlebt haben, darunter auch zwei Holocaust-Überlebende.
Entstanden sind teils tief verstörende Interviews über Erinnerung und blinde Flecken. Während die beiden Holocaust-Überlebenden über Anfeindungen, Ausgrenzung, Deportation und das Geschehen in den Lagern berichten, beschreiben die anderen neun Befragten die Judenverfolgung wie etwas, das weit entfernten Fremden zugestoßen ist. Die Frage nach Schamgefühlen über das in der NS-Zeit Geschehene verneinen die meisten.
https://www.youtube.com/watch?v=zed3JwjKfds
Buch & Regie: Patricia Hector, Lothar Herzog; Bildgestaltung, Montage: Lothar Herzog; Produktion: Lothar Herzog Filmproduktion; Produzent: Lothar Herzog; in Zusammenarbeit mit: Anne Frank Zentrum, Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF, Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus; Förderer: Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ), Bundesministerium der Finanzen (BMF); Verleih: im Film; © 2025.
MANCHE MÖGEN’S FALSCH
Regie: Stanisław Mucha
Kinostart: 06.11.25
In der westlichen Kunsttradition gilt das Original als Ausdruck individueller Kreativität, während Kopien oft als minderwertig oder gar als Fälschungen angesehen werden. Im südchinesischen Dafen entstehen dennoch jährlich rund 10 Millionen solcher Werke. Tausende Maler:innen reproduzieren dort auf engstem Raum Meisterwerke in Akkordarbeit – meist für Großbestellungen aus Europa und den USA. Ein „Gerhard Richter“ ist ab 30 Euro zu haben, ein kleiner „van Gogh“ für 45 Euro, seine „Sonnenblumen“ in mittlerer Größe für 100 Euro. Die Menschen hinter diesen Bildern bleiben jedoch meist unsichtbar. Ihre Arbeit wird selten als künstlerische Leistung gewürdigt, obwohl sie genau das ist. MANCHE MÖGEN’S FALSCH lädt dazu ein, die Kategorien von „Original“ und „Kopie“, „echt“ und „falsch“ neu zu denken – mit Offenheit, Humor und einem Blick für die spannenden Widersprüche dazwischen.
https://www.youtube.com/watch?v=E7w484vmi9k
Buch & Regie: Stanisław Mucha; Kamera: Marcus Winterbauer; Montage: Nicole Winterbauer; Produktion: Kinescope Film, TAG/TRAUM Filmproduktion; Producer:innen: Anne Reissner, Kerstin Krieg, Ruth Ersfeld, Jingjing Lü; Sender: ZDF/ARTE, Redakteurin: Kathrin Brinkmann; gefördert von Film und Medienstiftung NRW, Filmförderanstalt (FFA), Deutscher Filmförderfonds (DFFF), Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg (MFG), nordmedia Film- und Mediengesellschaft Niedersachsen/Bremen; Verleih: W-Film, © 2025.
OHNE CHEFS – DEMOKRATIE BEI DER ARBEIT
Regie: Mario Burbach
Kinostart: 06.11.25
Eine Arbeit ohne Chef – „dieser Wirtschaftslage?!“ – Für Viele ist das eine unvorstellbare Utopie. Und doch existiert mitten im Herzen unseres auf Profitmaximierung und Hierarchie aufgebauten Marktsystem eine Realität, die auf Solidarität und demokratischen Grundsätzen basiert: die Kollektivbetriebe. OHNE CHEFS – DEMOKRATIE BEI DER ARBEIT taucht in die Welt der Kollektivbetriebe und Kooperative ein und kommt zu dem Schluss, eine andere Art zu arbeiten sei sehr wohl möglich! Der Dokumentarfilm zeigt Menschen, die ihr Arbeitsleben selbst in die Hand nehmen und die eine andere Wirtschaftsform zur Realität machen. Statt zu jammern, dass „keiner mehr arbeiten will“, zeigt der Film, dass Kollektivbetriebe eine Alternative für die Zukunft unserer Arbeit und Wirtschaft sein können, die mehr ist als ein waghalsiges Experiment, sondern ein radikal anderer Weg, bei dem Demokratie nicht an der Chef-Etage endet.
https://www.youtube.com/watch?v=ThiKZNcroB8
Buch & Regie: Mario Burbach; Kamera: Max Knoop, Isabel Zalami; Produktion: Filmarche Berlin e.V, Spurgo, Mario Burbach; Verleih: Drop-Out Cinema
UNTEN – IM ORTSVEREIN
Regie: Jan-Christoph Schultchen
Kinostart: 06.11.25
In seinem Dokumentarfilm blickt Jan-Christoph Schultchen hinter die Kulissen jener Orte, an denen Menschen sich in ihrer Freizeit unentgeltlich für die Kommunalpolitik einsetzen: den Ortsvereinen. Der Ortsverein gilt als Ort des ehrenamtlichen Engagements und Treffpunkt für Menschen, die mitgestalten und Verantwortung übernehmen wollen. Doch wer sich einbringen möchte, stößt schnell auf ein Geflecht aus starren Abläufen: Geschäftsordnungen, Satzungen, formalisierte Debatten, Tagesordnungen und festgelegte Rednerlisten bestimmen den Rhythmus. In gelben Räumen unter grellem Licht entfaltet sich ein Mikrokosmos aus Ritualen, Formalien und eingefahrenen Strukturen. Zwischen Stühlerücken und Begrüßungsformeln stellt sich die Frage, wie viel Raum für Ideen wirklich bleibt – und ob Veränderung überhaupt vorgesehen ist. Denn man sieht sich mit starren Ritualen, vorgebenen
Meinungen, Geschäftsordnungen und Satzungen konfrontiert, mit Rednerlisten und Ladungsfristen und Verschiedenes.
https://www.youtube.com/watch?v=7W1zXE-MYgc
Regie, Drehbuch, Kamera & Schnitt: Jan-Christoph Schultchen; Verleih: Barnsteiner Film, Jan-Christoph Schultchen Film+Fotografie, © 2025.
TRUTH OR DARE
Regie: Maja Classen
Kinostart: 13.11.25
In TRUTH OR DARE teilen Menschen aus unterschiedlichen Ecken der Welt in Interviews ihre Erfahrungen, Erinnerungen und Hoffnungen – verbunden durch ihren Umzug nach Berlin und die Suche nach Zugehörigkeit in der queer-sexpositiven Szene der Stadt. Es geht dabei um queere Körperlichkeit, das Ringen um Einvernehmlichkeit und ein selbstbestimmtes Verständnis von Sexarbeit. Während Kamera und Ton durch das nächtliche Berlin und verlassene Clubs streifen, erklingen im Hintergrund die Stimmen der Protagonist:innen. In intimen Momenten öffnen sich ihre privaten Räume, in denen sie von Wünschen, Grenzen und Begegnungen erzählen – ein Zusammenspiel aus Sprache, Berührung, Zärtlichkeit und animalischer Lust. Die Kamera gleitet durch ein nächtliches unbelebtes Berlin, dokumentiert entkörperlichte Tanzflächen, auf denen Scheinwerfer ins Leere leuchten. Eine kurze visuelle Reminiszenz an Lockdowns und Rückzüge in bürgerliche Intimsphären, bedrohlich für eine sexpositive Kultur, die die konsensuelle, offene Begegnung von Körpern einfordert. „Wahrheit oder Pflicht“ wird gespielt, seit jeher ein Vorwand, um Tabus zu überwinden.
https://www.youtube.com/watch?v=7nDY0OEl_w0&t=1s
Buch & Regie: Maja Classen; Kamera: Alina Albrecht; Schnitt: Sabrina Rücker; Produktion Saralisa Volm; Deutscher Filmverleih: POISON Gmbh; © 2025.
IM OSTEN WAS NEUES
Regie: Loraine Blumenthal
Kinostart: 13.11.2025
Wenn Fußballtrainer Thomas „Eichi“ Eichstätt mit seiner Mannschaft aus Torgelow bei Turnieren auftaucht, fallen sie sofort auf. Der große, kräftige Mann mit Glatze, Tattoos und einer Stimme, die über das ganze Feld hallt, trainiert vor allem geflüchtete junge Erwachsene. Auf dem Rasen sind sie ganz im Hier und Jetzt. Doch abseits des Spielfeldes holt sie ihre Vergangenheit und Sehnsucht nach Heimat und der Alltag ein. Jobsuche, Fremdenfeindlichkeit und die Suche nach Zugehörigkeit sind für sie harte Lebensrealität. Für viele der Spieler ist „Eichi“ Bezugsperson und Freund. Aber auch er blickt auf ein früheres, dunkles Leben als Rechtsextremist. Der Dokumentarfilm zeigt mal humorvoll und leicht, mal tiefsinnig und ungeschönt ihre Lebenswege, die gegensätzlicher nicht sein könnten.
https://www.youtube.com/watch?v=REetgbedCQs
Buch & Regie: Loraine Blumenthal; Kamera: Anke Riester, Christian Trieloff; Produktion: Gregor Streiber, Friedemann Hottenbacher; Redaktion: Jörg Schneider, ZDF Kleines Fernsehspiel; produziert von: inselfilm produktion; gefördert durch: MV-Filmförderung © 2025.
BACKSTAGE
Regie: Malte Wirtz
Kinostart: 13.11.25
Zwei Schauspieler:innen arbeiten an einem Theaterstück, das nie zur Aufführung gelangt. Statt auf der Bühne entfaltet sich das Geschehen des Dokumentarfilms im Proberaum, wo Unsicherheit im Text, übersteigerte Egos und die Suche nach dem passenden Ton den Alltag bestimmen. Dabei entsteht ein Einblick in die Routinen, Konflikte und Eigenheiten des Schauspielerlebens. Während draußen der Alltag weitergeht, ringen drinnen zwei Künstler mit vergessenen Einsätzen, missglückten Pointen und der Frage, wo die Grenze zwischen Vorbereitung und Kunst verläuft. Das Ergebnis ist ein Blick auf Theaterarbeit, die nie abgeschlossen scheint und gerade dadurch ihren besonderen Rhythmus erhält.
https://www.youtube.com/watch?v=QKnlLauDwxA
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Buch, Regie, Schnitt und Produktion: Malte Wirtz; Verleih: Unfiltered Artists
WHEN LIGHTNING FLASHES OVER THE SEA
Regie: Eva Neymann
Kinostart: 20.11.25
Odessa, meine Heimatstadt, wie geht es Dir? Eine Witwe, die Straßenkatzen pflegt, ein Junge, der das Meer liebt, ein Philosoph, vom Leben gezeichnet – Dokumentarfilmerin Eva Neymann lässt die Bewohner*innen Odessas zu Wort kommen. Sie erkundet, was diese Menschen träumen, während der Krieg die letzten Gewissheiten zerstört. Ein Blick auf das Leben inmitten des Chaos, der die Fragilität der menschlichen Existenz und die Sehnsucht nach Hoffnung aufzeigt. Träume, die verteidigt werden gegen die Zumutung, nur noch ein Opfer zu sein. Sommergewitter, denken alle: nur Blitz und Donner! Odessa, mögen Dich nur Blitz und Donner treffen!
https://www.youtube.com/watch?v=wQp4zphip4o
Buch & Regie: Eva Neymann; Kamera: Sasa Oreskovic, Eva Neymann; Producer/ Produzent: Kirill Krasovski; Schnitt: Pavel Zalesov; Verleih: Blue Monticola Film GmbH; © 2025.
DAS GEHEIMNIS VON VELASQUEZ
Regie: Stéphane Sorlat
Kinostart: 20.11.25
Édouard Manet pries ihn als „Maler aller Maler“, Salvador Dalí nannte ihn den „Ruhm Spaniens“ und Pablo Picasso widmete seinem „großen Idol“ eine eigene Gemäldereihe – aber wer war Diego Velázquez (1599–1660) wirklich? Die außergewöhnliche Meisterschaft im Umgang mit Licht und Schatten verleiht seinen barocken Porträts eine feine, lebendige Tiefe – ein Stilmittel, das erst ein Jahrhundert später im Impressionismus breite Anerkennung fand. Wie gelang es ihm, seinen Figuren diesen unverwechselbaren Realismus zu geben? DAS GEHEIMNIS VON VELÁZQUEZ spürt den Echos eines genialen Malers nach, die in unzähligen Werken weltberühmter Künstler widerhallen und bis heute Rätsel aufgeben. Eine einzigartige Kinoreise durch 400 Jahre lebendiger Kunstgeschichte.
https://www.youtube.com/watch?v=p4EiaHWtvC4
Buch & Regie: Stéphane Sorlat; Produzent:innen: Jorge Sánchez Gallo, Geneviève Morand, Danielle Ayroles, Jean-Pierre Gardelli, Jean-Philippe Julia; Schnitt: Cristina Otero Roth; Verleih: Neue Visionen Filmverleih; Produktion: Mondex Films; © 2025.
DER TOD IST EIN ARSCHLOCH
Regie: Michael Schwarz
Kinostart: 27.11.25
Michael Schwarz und Alexander Griesser begleiten in ihrem Dokumentarfilm ein Berliner Beerdigungsinstitut bei seiner täglichen Arbeit. Im Mittelpunkt steht Eric Wrede, ein ehemaliger Musikmanager, der sich aus Überzeugung dem Bestattungswesen zugewandt hat. In seinem Institut legt er Wert auf persönliche Begleitung, offene Gespräche mit Angehörigen und einen achtsamen Umgang mit Verstorbenen. Die Kamera beobachtet, wie er und sein Team dem Tod mit Ruhe, Würde und Empathie begegnen. Zwischen Trauergesprächen und Abschiedsritualen entsteht das Porträt eines Berufsalltags, in dem der Mensch stets im Zentrum steht – auch über das Leben hinaus.
https://www.youtube.com/watch?v=OW52XURGTPo
Buch & Regie: Michael Schwarz; Kamera: Alexander Griesser; Schnitt: Melanie Dietz; Verleih: mindjazz pictures; © 2025.
Start der deutschen Kinotour
INVISIBLE PEOPLE
Regie: Alisa Berger
Invisible People ist eine vielschichtige Darstellung des einzigartigen zeitgenössischen japanischen Tanzes Butoh, der sich zwischen Revolte, Erotik, Trance, Gebet, Ahnenerfahrung und körperlicher Anonymität bewegt. Der Film driftet allmählich von seinem Kernthema ab und wird zu einer allgemeinen Darstellung des Lebens selbst, mit all seinen unvorhergesehenen Schicksalsschlägen und seltsamen Mikro-Verbindungen.
https://vimeo.com/847558990
Buch & Regie: Alisa Berger; Kamera: Alisa Berge, Aquiles Hadjis; Schnitt: Alisa Berger; Produktion: Le Fresnoy – National Studio of Contemporary Arts, in Ko-Produktion mit FORTIS FEM FILM, gefördert von Filmlabor
(Filmwerkstatt Düsseldorf); Verleih: Monduo Films; © 2025.
Zu den Terminen der deutschen Kinotour
Weitere Kinostarts
Beiträge zu den Dokus, die im Oktober angelaufen sind, finden Sie hier:
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