„Beyond Documentary“: Doku-Podcasts im Sept.

Die Redaktion vom Haus des Dokumentarfilms empfiehlt in der September-Ausgabe von „Beyond Documentary“ Podcasts zu den Dokumentarfilmen „Eine deutsche Partei“ und „My Name is Pauli Murray“ sowie zur Doku-Serie „Sei lieb – Bete und gehorche“.

1. Dokumentarfilm „Eine deutsche Partei“ (Premiere 16.06.2022)

Seit 2017 ist die rechtsgerichtete „Alternative für Deutschland“, kurz AfD, im Parlament vertreten. „Eine deutsche Partei“ von Simon Brückner gewährt Einblicke in eine deutsche Partei, die in manchen Regionen Deutschlands von jeder vierten Person gewählt wird. Von der breiten Öffentlichkeit wird sie als rassistisch und antidemokratisch eingestuft. Der Verfassungsschutz ordnet zwei Teilorganisationen der Partei, die „Junge Alternative“ sowie den sogenannten „Flügel“ als rechtsextremistische Verdachtsfälle ein.

Eine Deutsche Partei Filmplakat

Brückner und sein Zwei-Mann-Team flankieren AfD-Politiker:innen in den Jahren 2019 bis 2021 mit der Kamera. Filmisch spannend: Brückner mischt sich nicht ein. Weder führt er Interviews, noch kommentiert er das Geschehen. Er beobachtet die Parteimitglieder einfach bei ihrer Arbeit auf Bezirks-, Landes- und Bundesebene. Dem Regisseur gelingt es, einen Blick einzufangen, der Widersprüche und Dekonstruktion innerhalb der Partei verdeutlicht.

https://youtu.be/ORpLcZJPtHA

Eine deutsche Partei – der Podcast

Der Podcast ist das Begleitprojekt zum gleichnamigen Film über die deutsche „rechtskonservative“ Partei AfD. Im Zuge seiner Recherche stößt Regisseur Simon Brückner auf zahlreiche Fragen, wie die nach der Geschichte der Partei oder der politischen Einordnung derselben. Gemeinsam mit Wissenschaftler:innen, Denker:innen und Journalist:innen geht er diesen Fragen nun im Podcast auf den Grund. Dabei blicken er und seine Gesprächspartner:innen aus ihren ganz persönlichen Perspektiven auf solche rechtskonservativen Parteien und auf Themen wie Rechtspopulismus und -Extremismus.

Episode 1 „Rechtspopulismus und die soziale Frage“
einstündige Folge in deutscher Sprache (verfügbar bei podcast.de und Spotify)

In der ersten Folge trifft Regisseur Simon Brückner auf Jörg Wimalasena. Er ist politischer Korrespondent bei der Tageszeitung WELT. Zusammen überlegen sie, wie es Teilen der Neuen Rechten gelingen konnte große Wählerschaften zu mobilisieren. Dies erreichten sie in Ländern wie Deutschland, Frankreich und den USA überwiegend durch die Aneignung der sozialen Frage. Das heißt Themen wie Armut, Wohnproblematiken, Ausgrenzung bestimmter Gruppen der Gesellschaft sind Teil ihrer Politik. Sie blicken auf bedeutsame Versäumnisse der letzten zwei Jahrzehnte hinsichtlich der Sozial- und Wirtschaftspolitik zurück. Brückner und Wimalasena versuchen zu erörtern, welche Optionen Parteien links der Mitte hätten, um den selbsternannten „Arbeitervertretern“ und „Volkstribunen“ von rechts entgegenzustellen.  

2. Dokumentarfilm „My Name is Pauli Murray“ (2021) von Betsy West und Julie Cohen

Noch bevor Rosa Parks sich weigerte, ihren Sitzplatz im Bus aufzugeben, und ein Jahrzehnt, bevor der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten das Gesetz „getrennt aber gleich“ („seperate but equal“) aufhob, kämpfte Pauli Murray für soziale Gerechtigkeit.
Murray, eine nicht-binäre Person, war Bürger- und Frauenrechtsaktivist:in, Anwält:in sowie Priester:in und engagierte sich für wegweisende Prozesse und das Bewusstsein für Rassen- und Geschlechtergerechtigkeit. Die Jugendzeit verbringt Murray im segregierten Süden.

My Name is Pauli Murray Filmplakat

Schon früh beschäftigt sich Pauli mit umfassenden Vorstellungen geschlechtlicher Identität und lernt, was es heißt abseits der akzeptierten und kulturellen Normen zu leben. Es sind der persönliche Weg und der unablässiger Einsatz Pauli Murrays, die als Vorboten relevanter politischer Themen unserer Zeit gelten. Der Dokumentarfilm „My Name is Pauli Murray“ portraitiert das Leben der wegweisenden Persönlichkeit.

https://youtu.be/Uh4r95VBU2Q

Podcast „Directors UK Podcast”:

Der Directors-UK-Podcast ermöglicht den Zuhörer:innen an Q&A-Sessions mit bekannten Regisseur:innen teilzunehmen. Im Podcast können Interessierte hören, was Filmschaffende zu sagen haben, wenn sie zusammen mit Gleichgesinnten über den kreativen Arbeitsprozess sprechen.

Podcast-Folge: „Betsy West in conversation with Beeban Kidron”
53-minütige Folge in englischer Sprache (verfügbar bei Spotify, Soundcloud und Apple)

In dieser Folge ist Betsy West, die zusammen mit Julie Cohen bei „My Name is Pauli Murray“ Regie führte, mit ihrem Kollegen Beeban Kidron im Gespräch. Betsy und Beeban sprechen über die Recherche zu Pauli Murrays Geschichte und der Entscheidung, die Stimme Murrays als Erzähl-Stimme für den Film zu verwenden. Darüber hinaus reden sie darüber, welche Aspekte für die Zusammenarbeit zwischen Betsy West und Julie Cohen wichtig sind.

3. 4-teilige Doku-Serie „Sei lieb – Bete und gehorche“ (engl.: „Keep Sweet: Pray and Obey“) von Rachel Dretzin und Grace McNally

Die True-Crime Doku-Serie befasst sich mit dem Aufstieg des selbsternannten Propheten Warren Jeffs der fundamentalistischen Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage (Fundamentalist Church of Jesus Christ of Latter-day Saints, nachfolgend FLDS abgekürzt). Die FLDS hält Polygamie, die Mehrfach-Ehe, für notwendig, damit der Mensch die höchste Erlösung erreichen kann. Dies sei bereits ab drei Ehefrauen gegeben. Warren Jeff hatte selbst 78 Ehefrauen, von denen 24 noch minderjährig waren. Der selbsternannte Prophet beging über Jahrzehnte hinweg zahlreiche Verbrechen im selbst errichteten Glaubenstempel, der „Yearning for Zion“-Ranch, nahe der Stadt Eldorado in West Texas. Dem Kirchenoberhaupt gelang die vollständige Kontrolle der Kirche und der FLDS-Glaubensgemeinschaft durch lebenslange Konditionierung und Angst.

Keep Sweet Pray and Obey Filmplakat

Anhand von persönlichen Berichten enthüllt „Keep Sweet“ die Ereignisse, die 2011 zur lebenslangen Verurteilung Warren Jeffs führten. Bei einer Razzia auf der Yearning for Zion Ranch, die weltweit für Schlagzeilen sorgte, deckten Beamte der Strafverfolgungsbehörden und des Kinderschutzdienstes schwer belastende Beweise für systematischen sexuellen, körperlichen und psychischen Missbrauch auf.

https://youtu.be/UbhNxmwh_qc

Podcast „Crime Writers On … True Crime Review“

Der „Crime Writers On …“ ist ein True-Crime-Podcast, der sich mit anderen Podcasts, dem Fernsehen und der Popkultur befasst. Das True-Crime-Autorenehepaar Rebecca Lavoie und Kevin Flynn führen eine Popkulturrunde mit Noir-Autor Toby Ball und der Journalistin und Ermittlerin Lara Bricker. Gemeinsam sprechen sie über andere Podcasts, Journalismus, das Geschichtenerzählen, Fernsehsendungen und Filme sowie die spezielle Sparte des Verbrechens der Woche („Crime of the Week“).

Folge vom 13.06.2022 „Keep Sweet: Pray and Obey“
50-minütige Folge in englischer Sprache

Rebeccaa Lavoie, Kevin Flynn du Lara Bricker sprechen in dieser Folge von „Crime Writers On … True Crime Review“ über die Machenschaften des „Propheten“ der Fundamentalistischen Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, Warren Jeff. Die Podcaster reden über das Vermächtnis von Jeffs Vater Rulon und den daran geknüpften Aufstieg seines Sohnes, der sich selbst zum Propheten ernannte. Darüber hinaus thematisieren Lavoie, Flynn und Bricker die Auswirkungen tyrannischer, patriarchalischer Kontrolle, die sich als religiöser Gehorsam verkleidet. Dabei befassen sie sich im Podcast auch mit den Schicksalen der Frauen, die aus ihren minderjährigen Ehen geflohen sind.

„You Can’t Make This Up Podcast“

Im Podcast erfahren Zuhörer:innen unglaubliche, aber wahre Geschichten über Dokumentar- und Spielfilme auf Netflix. Moderatorin Rebecca Lavoie ergründet, wie sie entstehen, welche Auswirkungen sie haben und bringt neue Informationen ans Licht.

Folge vom 15.06.2022 „Keep Sweet: Pray and Obey“
30-minütige Folge in englischer Sprache

In dieser Folge von „You Can’t Make This Up“ spricht Podcasterin Rebecca Lavoie mit der Regisseurin Rachel Dretzin über ihre Netflix Doku-Serie „Keep Sweet: Pray and Obey“, die am 8. Juni 2022 beim Streaming-Dienst erschienen ist. Filmemacherin Dretzin erklärt, wie sie zur Idee für die Doku-Serie kam und was die FLDS von der LDS – der etablierten Mormonenkirche unterscheidet. Sie sprechen auch darüber, wie sich die fundamentalistisch-polygame Glaubenslehre auf die Frauen auswirkte, die in diese Gemeinschaft hineingeboren wurden, und mit welchen Herausforderungen sie zu kämpfen hatten.