»Happy – Mein Vater, die Thaifrau und ich«

Lachen hilft, das Leben zu nehmen, wie es ist: Carolin Genreiths Dokumentarfilm »Happy« ist der Beweis, dass es durchaus humorvolle Dokumentarfilme geben kann. Es geht um den Vater der Filmemacherin, der in Thailand eine neue Liebe gefunden hat. Seine Tochter ist davon nicht begeistert und hinterfragt seine Pläne und sein egoistisches Verhalten in der Vergangenheit. Die Dialoge haben Witz durch die Klischees, gegen die ihr Vater permanent anrennen muss. Schließlich ist er mit Tukta in Thailand seit drei Jahren liiert und die Hochzeit steht an. Der WDR zeigt den unter anderem vom Filmkritikerverband bei der Berlinale 2018 ausgezeichneten Dokumentarfilm noch bis 16. Januar 2019 in Sender-Mediathek.

Nach der Trennung von seiner Frau hat sich Carolins Vater sehr verändert. Er tauschte Wanderschuhe gegen Flip-Flops. Jedes Jahr fährt er mit Freunden jedes Jahr nach Thailand – alle über 60 Jahre und geschieden. Der Vater sagt, er habe dort die beste Zeit seines Lebens. Die Tochter denkt: Oh Gott, ist mein Vater jetzt Sex-Tourist? Aber er liebt die Thailänderin Tukta doch wirklich und sie ruft ihn täglich an. Als er sie heiraten will, reist Carolin nach Hause in die Eifel, um den Eigenbrötler zu verstehen. Denn eigentlich war er ihr immer peinlich: »Zu laut, zu extrovertiert, zu kauzig.« Doch sie lernt seine Qualitäten als Protagonist für ihren Film schätzen: Seine Offenheit, seine Authentizität und seine Originalität.

Er arbeitet in einer Rathaus-Verwaltung, ist aber zugleich Hobby-Landwirt mit kleinem Hof und Tieren. In schonungslosen Wortgefechten nähern sich Vater und Tochter an. Wonach sehnt er sich? Wovor hat er Angst? Welche Erfahrungen hat er mit deutschen Frauen gemacht? Was erhofft er sich von Tukta? Gemeinsam fliegen sie nach Thailand, wo die Regisseurin sich unversehens als Mitglied einer neuen Familie wiederfindet. Seit Tukta ihren Vater kennengelernt hat, ist sie öfter zu Hause bei ihrem 12-jährigen Sohn und muss nicht mehr in Bangkok oder auf den Inseln im Süden arbeiten. Ihr Vater scheint hier etwas zu finden, was er in Deutschland lange verloren hat. Ein Film über Familien, Hoffnungen und enttäuschte Erwartungen.

Der Verband der deutschen Filmkritik (VdFk) zeichnete auf der Berlinale Genreiths Vater-Tochter-Geschichte mit dem Preis der deutschen Filmkritik als Bester Dokumentarfilm aus.


Happy – Mein Vater, die Thaifrau und ich (WDR-Mediathek)

(Video laut Sender abrufbar bis 16.01.2019)

Bei der DOK Premiere des Hauses des Dokumentarfilms im März 2017 äußerte sich die Filmemacherin zu ihrem damals gerade in den Kinos angelaufenen Film. Da sie ziemlich oft vor der Kamera agiert habe, so Genreith, musste sie als Regisseurin ein Stück weit die Kontrolle an ihren Kameramann Philipp Baben von der Erde und ihr kleines Team abgeben. Dies fiel umso leichter, als sie mit ihnen zusammen schon ihre letzten Filme gedreht hat wie „Die mit dem Bauch tanzen“ (2013) über ihre Mutter und „Das Golddorf“ (2015) über Flüchtlinge, die es nach Bayern verschlagen hat. Von daher war ein großes Vertrauensverhältnis gegeben. Bei allen Vorurteilen und der Kritik an ihrem Vater, entwickelt sie im Laufe des Films doch ein Stück weit Verständnis für seine Positionen, obwohl sie immer noch nicht einverstanden ist mit seiner Entscheidung. Denn ihr Vater ist dann doch nicht der übliche Sextourist, sondern er lernt mit großem Eifer die Sprache und interessiert sich für die Kultur und das Land. Er setzt sich damit auseinander und reist so oft es geht dort hin. »Tatsächlich waren sein Bemühen und die Ernsthaftigkeit, die da mitschwingt, dieser Ehrgeiz, eigentlich das, was mich überzeugt hat, dass das vielleicht tatsächlich ein Filmthema sein könnte und, dass das was Ernstes ist«, wie die Regisseurin in einem WDR-Interview erläuterte.