TV- & Mediatheken-Tipps — Retrospektiven

Die TV- und Mediatheken-Tipps des Hauses des Dokumentarfilms richten ihren Blick in den letzten beiden Januarwochen (17.01. bis 30.01.2022) auf Retrospektiven. Diese beleuchten die jüngere Vergangenheit, werfen teils aber auch einen Blick weiter zurück.

Bewegt hat die Welt im vergangenen Jahr unter anderem die Präsidentschaftswahl in den USA. Joe Biden hat im Januar 2021 offiziell sein Amt angetreten, nur Tage zuvor hatten Anhänger des abgewählten Präsidenten Donald Trump noch das Kapitol in Washington, D.C. angegriffen. Am Montag, den 17.01.2022, sendet die ADR den Dokumentarfilm „Der getriebene Präsident“ als Erstausstrahlung; auf Arte ist am 21.01.2022 „Der Sturm aufs Kapitol – Ein amerikanisches Trauma“ zu sehen. Beide Filme verfolgen, wie sich die politische Situation in den USA zugespitzt hat.

Aufarbeitung der deutschen Vergangenheit

Ein thematischer Schwerpunkt der Retrospektiven im Programm sind die Rückblicke auf die Zeit des Zweiten Weltkrieges und des Nationalsozialismus. In „Die Nazis, die Arbeit und das Geld“ wird mit neuen wissenschaftlichen Forschungsergebnissen aus internationaler Zusammenarbeit ein Bild der wirtschaftlichen Situation der Nazis gezeichnet. Zu sehen ist der Film am Dienstag, den 18.01.2022, auf Arte. Im ZDF gibt es am 24.01.2022 ergänzend zum Fernsehfilm der Woche „Die Wannseekonferenz” eine Dokumentation, die die wahren Ereignisse beleuchtet, auf denen der Spielfilm basiert.

Montag, 17.01.2022

ARD, 22:50 Uhr, „Der getriebene Präsident“ (Erstausstrahlung)

Filmstill aus "Der getriebene Präsident" © NDR/WDR/Verena BüntenEin Jahr nach dem Amtsantritt des US-Präsidenten Joe Biden wirft der Dokumentarfilm von Claudia Buckenmaier und Verena Bünten einen Blick auf die Situation in den USA. Wie steht es um die Wahlversprechen, die Biden bei seinem Amtsantritt gemacht hat? In welcher Verfassung ist das Land im Angesicht von Krisen wie der anhaltenden Corona-Pandemie oder dem Grenzkonflikt mit Mexiko? Auch Bidens Vorgänger Donald Trump verbreitet noch immer die Legende eines angeblichen Wahlbetrugs, während im Herbst 2022 schon wieder wichtige Kongresswahlen anstehen.

Dienstag, 18.01.2022

Arte, 00:20 Uhr, „Meine Mutter, ein Krieg und ich“

Im Dezember 1942 bringt eine junge ukrainische Krankenschwester mitten in einem verschneiten Feld ein Kind zur Welt: die spätere Filmemacherin Tamara Trampe. In ihrem preisgekrönten Dokumentarfilm „Meine Mutter, ein Krieg und ich“ will Trampe zusammen mit ihrem Co-Regisseur Johann Feindt das Leben ihrer Mutter aufarbeiten und gleichzeitig einen Blick auf die Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts und insbesondere des zweiten Weltkrieges werfen. Mit seltenem Archivmaterial und Begegnungen mit Zeitzeugen wird ein eindrucksvoller Film geschaffen.

Filmstill aus "Die nazis, die Arbeit und das Geld" © Go Go Go FilmArte, 20:15 Uhr, „Die Nazis, die Arbeit und das Geld“

Wie konnte das NS-Regime mit einer so angespannten Wirtschaftskraft und knappen Rohstoffen die zerstörerische Maschinerie des Zweiten Weltkrieges vorantreiben? Der Dokumentarfilm „Die Nazis, die Arbeit und das Geld“ zeigt, wie die Nationalsozialisten das rassistische und antisemitische Weltbild mit Bereichen wie der Großindustrie und der Landwirtschaft vereinbaren konnten. Basierend auf neuen wissenschaftlichen Forschungen mehrerer internationaler Universitäten werden Themen wie Währungsmanipulation, Gewalt und Raub beleuchtet.

Donnerstag, 20.01.2022

ORF 2, 02:25 Uhr, „Menschen & Mächte – Die drei Gerechten“

Unter Lebensgefahr haben sie während des Naziregimes Juden und Jüdinnen gerettet und in Sicherheit gebracht: Julius Madritsch stellte über 800 jüdische Arbeiter in seiner Firma an, Raimund Titsch versorgt sie so gut wie möglich mit Lebensmitteln und Kleidung. Oswald Bousko war zu Beginn des Krieges begeisterter Nationalsozialist und SS-Untersturmführer, wandelte sich dann aber zum Widerstandskämpfer und NS-Gegner. Die Doku will „Die drei Gerechten“ ins Licht rücken, die noch weitgehend unbekannt sind, aber im Zweiten Weltkrieg große Dienste für die Rettung von verfolgten jüdischen Menschen geleistet haben.

Freitag, 21.01.2022

MDR, 02:40 Uhr, „Krieg im Kopf“

Seit den 1990er Jahren waren rund 400 000 meist junge Männer und Frauen im Außeneinsatz für die Bundeswehr tätig. Posttraumatische Belastungsstörungen, aber auch Alkoholsucht oder Verhaltensstörungen gehören zu den Folgen, mit denen sie teils zu kämpfen haben. Der Film von Andreas Bernhardt und Armin Fausten begleitet drei ehemalige Soldaten, deren Alltag sich durch die Geschehnisse im Krieg stark verändert hat.

Arte, 11:20 Uhr, „Der Sturm aufs Kapitol – Ein amerikanisches Trauma“

Am 6. Januar 2021, vor gut einem Jahr, wurde in den USA von verstimmten Trump-Anhängern das Kapitol gestürmt. Bei den Eskalationen kamen fünf Menschen ums Leben. Seitdem konnten die meisten Täter:innen ermittelt werden, doch das kollektive Trauma wirkt noch immer nach. In verschiedenen Perspektiven werden die Ereignisse nacherzählt und analysiert.

Samstag, 22.01.2022

Filmstill aus „Berlin – Schicksalsjahre einer Stadt: Das Jahr 1976“ © rbbRbb, 20:15 Uhr, „Berlin – Schicksalsjahre einer Stadt: Das Jahr 1976“

Berlin hat eine vielseitige, politisch spannende Geschichte. Geteilt in Ost und West gab es jahrzehntelang verschiedene Perspektiven und Ansichten. Die Reihe „Berlin – Schicksalsjahre einer Stadt“ beleuchtet in 40 Folgen die Jahre 1961 bis 1999 und gewährt einen doppelten Blick auf West- und Ost-Berlin. Während in Ost-Berlin im Jahre 1976 der Palast der Republik eröffnet wird, ist in West-Berlin unter anderem die Ankunft der Rock-Ikone David Bowie zu verzeichnen.

Sonntag, 23.01.2022

ARD-alpha, 21:15 Uhr, „Zeugin der Zeit: Charlotte Knobloch“

Charlotte Knobloch gilt als eine der wichtigsten Persönlichkeiten des jüdischen Lebens im deutschsprachigen Raum. Geboren wird sie 1932, kurz bevor Adolf Hitler an die Macht gelangt. In den folgenden Jahren muss Charlotte Knobloch, damals noch Neuland, immer extremere Bedrohungen für Juden miterleben. Auch ihre Familie bekommt die Spannungen zu spüren. Ihre Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg haben sie nachhaltig geprägt. So steht sie seit Jahrzehnten für Demokratie, Gleichberechtigung und Frieden ein.

Montag, 24.01.2022

Filmstill aus „Die Wannseekonferenz – Die Dokumentation“ © ZDF/Klaus Josef SturmZDF, 22:00 Uhr, „Die Wannseekonferenz – Die Dokumentation“ (Erstausstrahlung)

Anschließend an den gleichnamigen Fernsehfilm der Woche um 20:15 Uhr im ZDF zeigt die Dokumentation von Jörg Müllner 80 Jahre nach der sogenannten „Wannseekonferenz“, welche Rolle diese im Massenmord an der jüdischen Bevölkerung Europas spielte. Unter anderem werden die Ereignisse mithilfe des Sitzungsprotokolls beleuchtet.

 
Mittwoch, 26.01.2022

3sat, 20:15 Uhr, „Die Aufseherin – Der Fall Johanna Langefeld“

Die beiden Dokumentarfilmer Gerburg Rohde-Dahl und Wladek Jurkow gehen der Geschichte von Johanna Langefeld nach, einer Oberaufseherin des größten Konzentrationslagers für Frauen in Ravensbrück und Ausschwitz. Zeugenaussagen beschreiben sie zwar nicht als Sadistin, jedoch war sie eine überzeugte Nationalsozialistin und aktiv am Geschehen in den Konzentrationslagern beteiligt. Umso rätselhafter ist, dass sie gleichzeitig einer einzelnen Gefangenen zur Flucht verholfen hat. Ein eindringlicher Fall einer ehemals hochrangingen SS-Akteurin, der im Dokumentarfilm „Die Aufseherin“ innerhalb deutsch-polnischer Perspektiven betrachtet wird.

Sonntag, 30.01.2022

3sat, 10:35 Uhr, „Beethovens Wien – Die Welt wollte ich umspannen …“

In diesem Zweiteiler begeben sich der Pianist Rudolf Buchbinder und Barbara Rett auf die Spuren von Ludwig van Beethoven. In Wien gibt es zahlreiche Gedenktafeln und Denkmäler, aber auch subtilere Hinweise auf die Wirkungsstätten des berühmten Komponisten. Sie ermöglichen einen Rückblick auf den Komponisten durch die Augen seiner Stadt.

Mediatheken

Filmstill aus „When We Were Kings – Einst waren wir Könige“ © SWRARD, „When We Were Kings – Einst waren wir Könige“

Auch nach der Erstausstrahlung im deutschen Fernsehen ist der oscarprämierte Dokumentarfilm von 1996 „When We Were Kings“ über den legendären Boxer Muhammad Ali in der ARD Mediathek verfügbar. Der Film schildert eines der größten Sportevents der 70er Jahre, den sogenannten „Rumble in the Jungle“. Der bereits auf dem Höhepunkt seiner Karriere stehende Ali traf 1974 auf den vielversprechenden Newcomer George Forman – ein Kampf, der von Millionen von Zuschauern gebannt verfolgt wurde.

Verfügbar bis 15.04.2022

ZDF, „Krieg und Holocaust – Der deutsche Abgrund“

In der ZDF-Mediathek ist die Doku-Reihe „Krieg und Holocaust – Der deutsche Abgrund“ verfügbar. In zehn Teilen wird die deutsche Geschichte von 1918, dem Ende des Ersten Weltkrieges, bis ins Jahr 1948 erzählt. Die Reihe gibt einen ausführlichen Blick über die Entwicklung von einer krisenhaften Demokratie hin zur Zerstörung durch Krieg und Völkermord. Internationale Perspektiven erzählen, wie die Nationalsozialisten aufgestiegen und letztendlich gefallen sind.

Verfügbar bis 07.05.2031

(Verena Haag | Mara Spieß)