»The Beatles: eight days a week«

Wie erklärt man im Zeitalter von Facebook, Instagram und Websternchen, die vier 24 Stunden die Schlagzeilen beherrschen und anderntags bereits vergessen sind, dass es in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts eine Musikband gab, die nicht nur die Musik veränderte, sondern auch den Umgang mit den Medien revolutionierte. Wie also, erklärt man die »Beatlemania« und die Band, die der Welt das Kreischen lehrte? Der amerikanische Schauspieler und Regisseur Ron Howard hat dies 2016 in seinem bisher einzigen Dokumentarfilm gemacht – und dabei Neues rund um die »Fab Four« geschaffen. Arte zeigt »The Beatles: Eight days a week – The touring years«noch bis zum 11. Oktober 2018 in der Mediathek.

Es dauert keine drei Minuten, da sind die Auswirkungen der britischen Musikgruppe »The Beatles« auf die Generation der sechziger Jahre, in voller Wirkung zu sehen und vor allem zu hören: Singende Jungs, die beim Refrain ihre Köpfe schütteln und ins Mikrofon brüllen – und ihnen entgegen eine Wand aus weiblichen Teenagern, die vor lauter Entzückung es kaum mehr aushalten. Und dann kreisen sie. Das Kreischen ist der sich wegbahnende Gefühlsausbruch, der die frühen Jahre des Beatles beschreibt. Er prägte die »Beatlemania« und wurde zu einer befreienden und zugleich verschwörerischen Geste, die Musiker und ihre Fans zusammenschweißten. Alle anderen, die kopfschüttelnd außen standen, vor allem also die Eltern jener kreischenden, enthemmten Fans, waren damit ausgeschlossen aus dieser neuen Intimität.

Ron Howard, ein Filmemacher für große Blockbuster wie »Apollo 13« und die Tom-Hanks-Filme nach den Romanen von Dan Brown, aber auch für schwierige Themen wie »A Beautiful Mind« oder »Frost/Nixon« hat sich mit seiner 2016 erschienenen Beatles-Dokumentation wohl einen persönlichen Herzenswunsch erfüllt. Howard, 1954 in Oklahoma geboren, war selbst ein Teil der Babyboomer-Generation, die mit den vier Liverpoolern Musikern die Popkultur für immer veränderten.


The Beatles: eight days a week – The touring years (Arte-Mediathek)

(Video laut Sender abrufbar bis 11. Oktober 2018)

Der Film konzentriert sich dabei ganz auf die frühen Jahre – jene Zeit, in der die »Pilzköpfe« zu einem Massenphänomen wurden und Fußballstadien filmten. Dabei gelingt es Ron Howard, kein übliches »schneller, höher, weiter« aus Sicht eines Fans abzuliefern. Er montiert Archivaufnahmen mit Interviews, die auch aus der damaligen Zeit stammen oder mit jenen, die ihm Ringo Starr und Paul McCartney, den beiden noch lebenden Beatles, exklusiv gaben. Ron Howards Dokumentarfilm ist der erste, den die Band seit ihrer Auflösung 1970 autorisierte. Außerdem arbeitet er – vor allem aus amerikanischer Sicht – heraus, welche Wirkung die Konzertreisen der »Fab Four« auf die Jugend hatten. Als Gesprächspartner hat er dabei unter anderem die Schauspielerinnen Whoopie Goldberg und Sigourney Weaver wie auch den Musiker Elvis Costello gewonnen. Sie outen sich nicht nur als (einstige) Beatles-Fans, sondern geben auch ebenso persönliche wie interessante Hintergrundinfos. Der Einfluss der Beatles-Konzerte auf die amerikanische Rassentrennung ist dabei ein durchaus neuer Aspekt. So hatten die »Pilzköpfe« in ihren Verträgen extra geregelt, dass bei ihren Konzerten auf keinen Fall eine Rassentrennung erlaubt sei.

So wird der Dokumentarfilm dann doch zu weit mehr als nur zu einer weiteren Beatle-Doku und er ist auch viel mehr als ein Fan-Film. Ron Howard liefert einer popkulturelle Beobachtung ab über ein gesellschaftliches Beben. Vieles von dem, was wir heute im Medienrummel des 21. Jahrhunderts erleben, wurde durch die Schockwellen, die von den Beatles durch eine ganze Generation gingen, erst ermöglicht. Ob die Instagram-Jugend dieser Tage das Phänomen begreifen wird, bleibt offen. Sicher aber ist, dass Howards Dokumentarfilm der bisher beste Versuch ist, die Gründe und die Folgen der »Beatlemania« zu beschreiben.

The Beatles: Eight days a week – The touring years
Dokumentarfilm, USA 2016, 106 Min.
Regie: Ron Howard